„We don’t know much about aliens, but we know about humans. If you look at history, contact between humans and less intelligent organisms have often been disastrous from their point of view, and encounters between civilizations with advanced versus primitive technologies have gone badly for the less advanced. A civilization reading one of our messages could be billions of years ahead of us. If so, they will be vastly more powerful, and may not see us as any more valuable than we see bacteria.“
Stephen Hawking
Die Drei Sonnen heißt der aktuelle Science-Fiction Hit von Cixin Liu. Mehr als zehn Jahre nach Veröffentlichung schafft es dieses ursprünglich chinesische Buch nach Deutschland. Und es kommt mit großen Fanfaren. Es trägt Hugo Award für das erste ins Englische übersetzte Buch und einen Galaxy Award vor sich her. Auf Englisch ist die Trilogie bereits beendet. Hierzulande freuen wir uns noch über den ersten Teil, der bei Heyne erschienen ist.
Die Drei Sonnen ist härteste SciFi. Cixin beschäftigt sich mit der Frage des ersten Kontaktes und wie sich Menschen verhalten oder vorbereiten, um diesem zu begegnen. Eingebettet in die chinesische Kulturevolution und einen tiefen Brunnen aus mathematischen und physikalischen Theorien, schafft er eine oft schwer zu durchdringende Geschichte. Die trotzdem zu fesseln weiß.
Die Charaktere sind nicht sehr vielschichtig. Hauptcharakter Wang Miao erscheint teilweise wie eine Hülle, die mit Formeln und theoretischem Wissen gefüllt ist. Er hat eine Familie, aber sie wird nicht beachtet. Er tut grausame Dinge, aber es scheint keine Folgen für ihn zu haben. Er kommt zu Erkenntnissen, die mir aus der Luft gegriffen erschienen. Astrophysikerin Ye Wenjie stellt mich vor moralische Probleme und ist trotzdem nie wirklich nahbar.
Für mich sind die zu Grunde liegende Idee des Kontaktes zu einer außerirdischen Intelligenz und der Umgang mit dem Wissen über baldigen Kontakt, die tragenden Säulen der Geschichte. Viele der physikalischen Gesetzmäßigkeiten hatten meinen Kopf eine Seite später schon wieder verlassen. Geblieben sind moralische Zweifel und die Frage nach meinem eigenen Handeln. Hier ist das Buch überragend. Es befasst sich so sehr mit theoretischen, astronomischen und zerfalteten Dingen, dass es dabei ein eigenes Konstrukt schafft, dass glaubwürdig und realistisch erscheint. So wie es SciFi machen soll. Dass die Geschichte dabei gegen meine Bedürfnisse nach Action und tiefen Charakteren geht, dass könnte ich zum Vorwurf machen. Vielleicht liegt der Fehler hierbei in meiner Betrachtung. Cixin Liu will die Geschichte einer Menschheit erzählen und hält sich weniger mit einzelnen Figuren auf. Diese Realisierung macht den fehlenden Bezug wieder wett.
Wenn Interesse an astronomischen Zusammenhängen, den Grundlagen der Physik, am Dreikörperproblem und an chinesischer Geschichte besteht, dann ist dieses Buch zu empfehlen. Wenn zusätzlich auch noch eine Liebe zu Science Fiction vorhanden ist und abstraktes Denken ohne zu große Kopfschmerzen funktioniert, dann legt los. Wenn ihr tiefe Charaktere, Action und Raumschiffe braucht, dann geht mit Vorsicht an die Sache. Ich denke es lohnt sich trotzdem, einfach, um mal das Gras auf der anderen Seite des Zaunes zu betrachten.
Ich habe das Buch auf Deutsch gelesen und bin mit der Art nicht ganz warm geworden. Vielleicht ist das auf Englisch besser. Ich werde mir die weiteren Teile auch durchlesen, ich will wissen wie es der Menschheit ergeht. Die einzelne Person spielt dabei keine so große Rolle.
Wer stattdessen SciFi mit Persönlichkeiten haben will, möge sich an den The Expanse Büchern von James S. A. Corey probieren.