Magic for Liars dreht sich um einen Mordfall in einer magischen High School. Die Schule ist so wie es das Klischee erwartet, mehr Mean Girls als Harry Potter. Und die Detektivin kann nicht zaubern, als einzige in der Schule. Es ist toll!
Ivy Gamble ist die Ermittlerin, die durch die Geschichte führt. Anders als so ziemlich alle anderen Beteiligten hat sie keine magischen Fähigkeiten. Ein weiterer Faktor, der das Ganze sehr interessant macht. Ihre Zwillingsschwester auf der anderen Seite ist Lehrerin an besagter Schule und sehr gut in dem was sie tut. Die beiden verstehen sich überhaupt nicht und haben auch schon seit sehr langer Zeit nicht miteinander gesprochen. Ivy wird also angeheuert, um etwas aufzuklären, was als Selbstmord abgestempelt wurde. Die Schulleiterin vermutet jedoch, um Knives Out zu zitieren: „Foul Play“. Also zieht Ivy auf das Internat und fängt an in typischer Manier mit ordentlich Alkohol und Eskapaden, sowie aufklärenden Gesprächen und vielleicht einem Techtelmechtel, zu ermitteln.
Tabitha shone in the photo, like she did in every photo. Her long hair—used to be plain old “dark brown,” but after she came back from school it was something else, something richer like chestnut or umber or ocher—hung in soft waves, and her large brown eyes were the same as mine but more somehow, more sparkling, more alive. Better. Not a freckle on her, and the only lines were laugh lines, and there were exactly the right amount of them. She was using all the tricks that used to drive me to it’s-not-fair shouting back when we were teenagers. Back when the worst thing in my life was Tabitha, and the fact that she had come home from magic school knowing how to erase the hated freckles—but wouldn’t do mine.
Es ist eine so scheinbar einfache Sache. „but wouldn’t do mine“, einen besseren Grund für Feindseligkeiten unter Geschwistern kann ich mir kaum vorstellen. Dass daraus eine Abneigung von Ivy gegenüber Magie und ihrer Schwester entsteht ist sehr gut nachvollziehbar. Magie ist in diesem Buch eine feine Sache, die wir zusammen mit Ivy erst so richtig verstehen lernen. Sie hat ihre Grenzen, die sich gerade in medizinischen Dingen zeigen. Aber, und das fand ich richtig, richtig gut, sie kann auch absurdes. Und die Schüler*innen an der Schule nutzen das zu Hauf.
„That’s not to say that there wasn’t magic happening—but I wouldn’t have called any of it surprising magic. Quite a lot of it was performed just within my range of vision, although the teenagers casting the spells assembled themselves into a statuary of nonchalance to make sure I knew that none of it was for my benefit. A sandwich levitated past the window; a paper airplane transformed into a flock of starlings; a tree burst out of a locker, heavy with ripe pink apples. Several varieties of penis-shaped clouds thundered loudly for about six minutes before Rahul burst out of his classroom to dispel them. He caught my eye as he worked his hands through the air to make the dick-clouds dissipate, and I dissolved into uncontrollable laughter at the look on his face.
Raul ist übrigens ein sehr gut aussehender Lehrer. Weil das eine Detektivgeschichte ist, muss er dabei sein. Aber es ist gut, dass er dabei ist. Ivy erzählt ihm, dass sie Magie wirken könnte. Und hier kommt der Titel ins Spiel, denn das Buch heißt nicht ohne Grund Magic for Liars. Aber das Spiel mit der Magie ist nicht nur Peniswolken, sondern hat einen sehr geerdeten Hintergrund.
So, yes, there was magic. But even the magic was distinctly teenager magic. There was something in the flavor of it that spoke to a desperate lostness, a struggle to self-define; an occasional lunge toward the juvenile that said, We still get to be kids, right? The more time I spent looking for a way that they were different—looking for something that gave them the right to be magic—the more absurd it all felt. I caught myself smiling wistfully at some of the more juvenile spellcraft, but it was a nostalgia that didn’t belong to me. Every time I caught myself grinning at memories that weren’t mine, the realization was a little more bitter: This isn’t for you. None of this is for you.“
Magic for Liars macht Spaß, ist spannend und macht coole Sachen mit der Magie. Sachen die alltäglich sind, die für Twist zwischen Schwestern sorgen können. Sachen eben, die Teenager so umtreiben. Es ist ein Buch, dass mich an ein erwachsenens Harry Potter denken lässt. Es geht genau so viel auf die realistischen Implikationen von Magie ein, wie es nötig ist. Ich musste auch an Lev Grossmanns The Magicians denken, in dem der Hauptcharakter dank seiner Magie kurzzeitig nicht arbeitet, aber trotzdem viel Geld verdient. Das sind die Teile der Magie, die ich in ihrem Zusammenspiel mit dem Hier und Jetzt sehr spannend finde und von denen ich mir anderswo mehr wünsche.
Das Buch hat außerdem noch eine Prophezeihung, mehr als einen morgendlichen Kater, ein Techtelmechtel, Cliquen, nicht-mehr-abwaschbares Graffitti und eine befriedigende Auflösung. Es ist ein toller Krimi, den ich ohne große Umschweife empfehle. Magic for Liars zeigt insgesamt, dass eine magische Geschichte queer und divers sein kann. Und fuck, wenn das nicht etwas ist, was gerade gut tut.
Magic For Liars von Sarah Gailey gibt es in verschiedenen gut sortierten Buchläden mit ausgewähltem englischen Sortiment. Das KulturKaufhaus hat welche (ich hab sie eingekauft) und das Otherland hat auch welche. Bitte bestellt nicht über Amazon, das wäre ausgezeichnet.