In The Impending Blindness of Billie Scott von Zoe Thorogood passiert genau das was der Titel verspricht. Billie Scott war noch nie die sozialste Person. Ihre Hausnachbarn haben sie noch nie gesehen und hängen daher ohne sie rum. Billie wurde gerade für eine renommierte Ausstellung akzeptiert und muss nun 10 Bilder für diese Ausstellung produzieren. Die Kunst ist ihr Leben und Malen das worüber sie sich definiert. Ein Missverständnis und ein Schlag gegen den Kopf sorgen dafür, dass sie noch rund zwei Wochen hat, bis sie blind ist.
Die besagten Hausnachbarn reden ihr dennoch gut zu und sie macht sich auf die Socken, um die zehn BIlder herzustellen. Bevor sie das nicht mehr kann. Ein zufälliger Zusammenstoß mit einer Bacholeretteparty sorgt zumindest in der ersten Nacht für gute Unterhaltung und bringt Billie nach London. Hier lernt sie einen Hund, mehr oder weniger freundliche Menschen und auch Rachel kennen. Rachel ist Musikerin. Sie versucht sehr energisch in der Bar Musik spielen zu dürfen, die Billie mit ihrer wilden Partytruppe besucht hatte. Weil Billie in London niemanden kennt, verbringt sie ihre ersten Nächte auf der Straße und wird nach zwei Nächten von einem netten Menschen in eine Unterkunft begleitet. Von da an ist sie täglich unterwegs, malt, zeichnet und trifft sich mit Rachel. Die wird immer wieder aus der Bar geworfen. Irgendwie scheint alles halbwegs zu funktionieren. Mit Rachels Hilfe schafft sie es auch sich vom Alkohol zu trennen.
Natürlich passieren noch eine Menge Dinge bis Billie tatsächlich blind wird. Ein paar haben mich traurig gemacht, ein paar ließen mich lauthals lachen. The Impending Blindness of Billie Scott ist nie langweilig und von der AJJ Mütze auf dem Cover bis zur Gallerie am Ende ein großes Fest. Als ich Hanna von der Geschichte erzählt habe, wurde sie erst einmal wütend. Und ja, die grundlegende Geschichte, sowie der Grund für die Erblindung sind drastisch und brutal. Aber die Geschichte schafft es das aufzufangen und geht respektvoll und umsichtig mit der kommenden Beeinträchtigung um. Es geht viel darum, wie sich Menschen definieren und dann geht es natürlich ein wenig darum blind zu sein. Als sehende Person kann ich jetzt nicht hundertprozentig bewerten, ob der Umgang mit der Sache perfekt ist, aber mir sind keine roten Flaggen aufgefallen.
Die Zeichnungen sind faszinierend. Zoe Thorogood erzählt Billies Geschichte stilvoll und mit diesen vielen kleinen Strichen, die einer Zeichnung Textur geben, von denen ich ein großer Fan bin. Es gibt viele halbwegs klassische Panellayouts, die jedoch immer mal wieder aufgebrochen werden. Orte und Personen haben teilweise ihre eignen Farben und wenn Rachel Musik spielt, dann hat das eine ganz eigene Art, die mir sehr gefallen hat. Mein einziger Kritikpunkt ist die recht kleine Schrift, auf die ich mich dann doch sehr konzentrieren musste. Aber bei so vielen tollen Panels und Illustrationen kann ich das ohne große Probleme verzeihen.
The Impending Blindness of Billie Scott von Zoe Thorogood ist ein toller Comic über gefundene Freundschaft, Kunst, den Blick auf sich selbst und die eigene Identität und eine Ode an Träume. Am Ende ist es ein Aufruf selbst Kunst zu machen und das hatte ich gerade gut nötig. Wenn das trieft, dann bin ich das und nicht der Comic. Der ist spitze.
Ich habe mir The Impending Blindness of Billie Scott im Kuka gekauft. Da sollte es auch noch welche geben, ich habe sie schließlich (im Rahmen meines Jobs dort) eingekauft. Ansonsten gibt es den Comic beim Publisher Avery Hill. Von da sind auch die Bilder. Zoe Thorogood hat einen Twitteraccount und ihr Interview mit Dan Berry für den Make it the Tell Everyone Podcast war spitze.