Die Mitte des Jahres ist erreicht. Was waren eure Highlights bisher? Gibt es Feedback für den Weekly Planet? Und habt ihr den letzten Ninja Pirate Broadcast gehört? Solltet ihr machen. Auf gehts.
Drawn & Quarterly haben einen Rückzieher gemacht. Buch angekündigt, gelernt was der Mensch der das Buch gezeichnet und geschrieben hat so sagt wenn niemand hinsieht und dann prompt das Buch wieder zurückgezogen. Den Gedanken, dass die komplette Historie einer Künstler* in untersucht werden muss, bevor guten Gewissens etwas erscheinen kann ist faszinierend und erschreckend. Hier wurde das konkrete Problem noch einmal gut zusammen gefasst.
Nancy, ein sehr cooler LGBTQA Podcast von WNYC, setzt sich mit der Theorie eines schwulen Dumbledore auseinander. Erik Fountain teilt storyboard Richtlinien für Adventure Time Folgen und Jillian Tamaki spricht über den Beruf Illustrator* in. Bei Word in Progress erzählt Jeff Vandermeer davon, wie er Charaktere testet, bevor sie in seinen Büchern erscheinen und bei Quartz erzähl Neil deGrasse Tyson von seinem neuen Buch. Letzteres ist eine sehr schöne kleine Sache: „Astrophysics for people in a Hurry“ heißt es. The MNT ist ein regelmäßiger Comics Newsletter in Form eines Magazins, vielleicht ist es auch andersherum. Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich anlässlich des „Pride-Monats“ Juni viel mit Comics aus dieser Richtung, enthält ein sehr cooles Interview und einen Essay über mein Lieblingsthema: Das Ende von Geschichten in Comics.
Hier ist ein Bericht über Otto Penzler, der einen Mystery Buchladen in New York betreibt. Vielleicht sollte ich Velvet noch einmal raus holen und mal bei Raymond Chandler vorbeischauen. Woanders schreibt und illustriert Molly Crabapple über beinahe vergessene antirassistische Bewegungen in Afrika.
Rezension: My Lesbian Experience with Loneliness von Kabi Nagata
Es ist ein schwerer Manga. Die Zeichnungen sind luftig leicht, die Farbe angenehm gewählt und sicher und akzentuiert eingesetzt, das Gewicht kommt durch den Inhalt, durch die absolute Ehrlichkeit mit der Kabi Nagata ihre eigene Unsicherheit, ihre mentalen Probleme, ihre Abhängigkeit, ihren zerstörerischen Umgang mit dem eigenen Körper und ihren Weg aus der Situation beschreibt. Sie schafft es mit einfachen Bildern und guten Beschreibungen ihre Situation nachvollziehbar und fühlbar zu machen. Ich saß mehrmals da und habe geseufzt, weil ihre Entwicklung so nahe ging. Ohne, dass ich jetzt direkte Verbindungen zu meinem eigenen Leben finden konnte, glaube ich trotzdem ihre Situation nachvollziehen zu können. Die Grundlegenden Gedanken über die Abhängigkeit von den Eltern, das Bedürfnis eben diese als Bezahlung für die Fürsorge glücklich zu machen und letztlich die Realisation, dass sie für sich selbst und niemanden sonst handeln muss, waren herzerwärmend und ermutigend.
Der Manga ist keine herkömmlich in Bildern erzählte Geschichte. Es ist eher wie ein Text, der durch Bilder illustriert oder vertieft wird. Oft wird gezeigt und gesagt, dadurch ist der Lesefluss teilweise etwas langsam. Nach einer kurzen Gewöhnungszeit geht alles aber sehr angenehm von statten. Der Monolog ist durch amüsante, einfache und oft schmerzhaft ehrliche Illustrationen akzentuiert und verstärkt. Hier findet sich vielleicht das Veröffentlichungsmodell wieder. Die Geschichte wurde zuerst auf dem japanischen Portal Pixiv veröffentlicht.
Ich schäme mich beinahe dafür, aber Anfangs war mir unwohl als Mann in der Bahn ein Buch über lesbische Erfahrungen mit Einsamkeit zu lesen. Da denke ich noch drüber nach. Bereut habe ich es aber auf keinen Fall. Titel und Cover sind etwas reißerisch, die Begegnung mit der Prostituierten ist zwar wesentlicher Bestandteil und Wendepunkt, aber eben nur ein Punkt unter vielen. My Lesbian Experience with Loneliness ist keine Liebesgeschichte und hat auch keine erotische Züge, es ist ein Monolog über Einsamkeit und die Geschichte einer einzelnen Person und das auf sehr kompetente Art und Weise, von mir aus eine klare Empfehlung.
Ein Wenig Musik!
Comics am 24.06.17
The Adventures of Superhero Girl HC Expanded ED (Faith Erin Hicks – Dark Horse Comics, $16,99)
Hicks can do no wrong. Das ist wahrscheinlich die Version, die Mensch haben muss. Enthält den ursprünglichen Comic, zwei zusätzliche Stories und extra Zeichnungen und Illustrationen von anderen Künstler*innen.
Bitch Planet: Triple Feature #1 (Cheryl Lynn Eaton, Andrew Aydin, Conley Lyons, Maria Frohlich, Joanna Estep & Valentine DeLandro – Image Comics, $3,99)
Bitch Planets Problem mit dem regelmäßigen Erscheinen wird hiermit ein wenig umgangen. Die drei Geschichten im Bitch Planet Universum werden so „non-compliant“ sein wie es nur geht.
Motor Crush TP 01 (Brenden Fletcher, Cameron Stewart & Babs Tarr – Image Comics, $9,99)
Es ist Zeit für einen neuen $10 Trade von Image. Motor Crush ist wunderschön, sexy, sehr rasant und das aktuelle Werk der „Batgirl from Burnside“ Crew.
Pop Gun War TP Vol 02: Chain Letter (Farel Dalrymple – Image Comics, $19,99)
Erstmals im Island Magazin erschienen ist das hier eine weitere Sammlung der schönen Dinge. Dalrymple hat eine Art zu zeichnen die inspirierend, atemberaubend und absolut abgefahren daher kommt. Die Story ist für mich immer ein wenig holprig, aber dann sehe ich die Bilder und möchte meinen Stift wieder raus holen.
Außerdem erscheinen God Shaper #3, Misfit City #2 und Grass Kings #4. Also Menschen, geht und schaut euch feine Superheldinnen im Kino an, genießt das Wetter und unterstützt euren liebsten Comicladen!