Weekly Planet am 27.10.

In Weekly Planet by LeleLeave a Comment

Es gibt ein neues Julien Baker Album. Warum seid ihr noch hier und nicht da wo ihr es hören könnt? Oder schaltet es einfach in den Hintergrund. Passt vielleicht ganz gut. Gestern war ich bei Trucks und Priests im Urban Spree. Ich habe festgestellt, dass Priests zwar gut waren, aber gerade nicht die Musik machen die ich brauche. Ich brauche was zum mitsingen und mitfühlen. Trucks waren da sehr nah dran. Schön die Jungs endlich mal live zu sehen. Deshalb höre ich gerade besagtes Julien Baker Album und unterwegs eine feine Compilation in der Dauerschleife.

Heute gibts im Weekly Planet eine Menge feine Sachen. Eine Buchkritik, eine Comicempfehlung, eine neue Folge Stutenbiss (!) und wie immer eine große Ladung Links.

Mike Monteiro ist in einem stetigen Kampf mit Twitter und schreibt hier die Geschichte der Website nieder. Die Frage nach Positionierung eines so großen „Mediums“ ist faszinierend. Wer hat Lust auf noch mehr Casper Werbung? Diese Matratzen Websiten haben nicht damit gerechnet für zu viel Werbung verklagt zu werden. Absurd eigentlich, dass sie von allen Seiten für den Verkauf von Matratzen bezahlt werden, dass dann noch ehrliche Kritiken nennen und am Ende von einer Firma aufgekauft werden, die dann natürlich nur sich selbst lobt. Die Sache um Weinstein geht weiter und wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann braucht es eine schwarze Frau die Anschuldigungen äußert, damit Mr. Weinstein sagt: „Nö so kann ich mich nicht dran erinnern.“ Fuck off. Es gab zwischendurch eine relativ umfangreiche Liste von Männern, die dann relativ zügig wieder verschwunden ist. Kein Wunder, dass die Liste groß ist, wenn so viele Frauen in diesem Bereich Erfahrungen dieser Art machen mussten. Übrigens passiert das auch Männern.

NeoGAF, eines der größten Videospielforen hat sich von innen nach außen gekrempelt und ist in sich zusammengefallen, nachdem gegen den Chef des Ganzen Vorwürfe von sexuellen Übergriffen laut wurden. Übers Wochenende haben mehrere Moderator*innen das sinkende Schiff verlassen. Inzwischen ist die Seite wieder da, jeder Kommentar in Richtung Chef wird geblockt und der Seite verwiesen. Das scheint eine kluge Vorgehensweise. Finde das interessant, wie dieser Verge Artikel die Sache „sexual misconduct“ nennt. Misconduct heißt soviel wie Fehlverhalten. Der Dude ist nackt zu einer Frau in die Dusche gestiegen und hat sich nicht abwimmeln lassen, das ist mehr als „Fehlverhalten“ finde ich.

Bleiben wir bei Videospielen und dergleichen. Lateinamerika liefert coole Indie-Spiele und EA schließt Visceral Studios. Verdammt, ich wollte irgendwie positiv bleiben. Grund ist anscheinend, dass ein stink normales Single-Player Spiel nicht mehr genug Kohle abwirft? Da waren Leute ganz schön sauer. Oh und Patreon ist jetzt wie alle anderen auch und schließ die Türen vor Menschen, die mit Sex Geld verdienen. Finde sowas immer ziemlich feige, ich dachte genau das wäre Patreon, ein Ort an dem Alle (!) mit dem was sie gerne tun Fans finden und Geld verdienen dürfen. Ist wohl jetzt vorbei.

Aus „Beck“ von Harold Sakuishi.

Afrofuturism ist eine super spannende und großartige Angelegenheit. Mehr davon bitte! Ableism ist keine feine Sache, auch nicht in Comics. Warum gibt es so viele große nackte Frauen in Sci-Fi? Und was war da noch mal mit Clemens und den grünen Ladies? Hinter diesem Link versteckt sich ne Menge cooles Zeugs von Anno dazumal. Bleiben wir in der Vergangenheit und hören wie die Macher von „Batman: The Animated Series“ ihr Meisterwerk zustande gebracht haben. Hier ist eine coole Story über Sci-Fi Fanzines. So werden Bilderbücher gemacht. Zum Abschluss noch dieser herzerwärmende, wunderbare Comic von Laura Knetzger.

DEE Empfehlung

The Short Con (Pete Toms & Aleks Sennwald – Study Group Comic Books, $9,95)
Wunderbarer kleiner Detektivcomic voller Referenzen zu klassischer Literatur, schnippischen und schnellen Dialogen und einem lockeren, wundervollen Zeichenstil.

STUTENBISS FOLGE ZWEI! (Paula Georgi und Helena Serbent, außerdem eine Menge braver Menschen und das feministische Comicnetzwerk)
Lara, vom feministischen Comicnetzwerk war zu Gast, hat coole Comics empfohlen und die Badband Blond hat gespielt und es ist die zweite Folge Stutenbiss. Ziemlich großartig!

DEE Review

Naondel von Maria Turtschaninoff (Pushkin Press, übersetzt von Annie Prime)

„Naondel“ hat mich lange Zeit angelächelt. Da stand dieses kleine, in einen blauen Umschlag eingehüllte Buch, mit der roten Schrift auf dem Cover und der düsteren Beschreibung in der Klappe. Niemand wollte es kaufen. Geschrieben hat es Maria Turtschaninoff, eine finnische Autorin. Es ist eine Art Prequel zu ihrem ersten Buch, „Maresi„. Hier geht es um eine Insel voller Frauen, die sich in einer Welt in der Frauen nichts zu sagen haben, ihr eigenes kleines Paradies aufgebaut haben. „Maresi“ stand mir aber nicht zur Verfügung, also habe ich mich schlau gemacht, erfahren, dass „Naondel“ auch ohne „Maresi“ sehr gut sein soll und bei guter Gelegenheit zugegriffen. Ich wurde nicht enttäuscht.

Erst geht es um Kabira, die einem intelligenten wunderschönen Mann verfällt, ihm alle ihre Geheimnisse und die ihrer Familie anvertraut und dafür bitter bezahlen muss. Dann geht es um Garai, die als Sklavin verkauft, von einem Mann erworben und missbraucht wird, bis er eine schönere gefunden hat. Es folgt Orseola, die Träume weben und sich anderer Träume nicht verwehren kann. Sie begeht ein Verbrechen, wird ausgestoßen und von einem Mann auf hoher See gerettet und ebenso missbraucht. Dann Sulani, die Kriegerin des Flusses, die alleine 300 Krieger des Mannes tötete und trotzdem unterlag. Iona, die auf einer einsamen Insel geopfert werden sollte und von diesem Mann gefunden und ihrer Bestimmung geraubt wurde. Und zu letzt Daera, die sich freiwillig in den Harem des Mannes begab und nicht aufgeben wollte. Sie alle finden sich im Harem des machtgierigen Mannes wieder und werden fallen gelassen, sobald er eine andere findet.

„Naondel“ erzählt diese Geschichten, die miteinander verwoben sind, auf klare, ehrliche und ergreifende Weise. Iskan ist der Name des Mannes, der diese Frauen benutzt, und er ist bei weitem einer der bösesten Charaktere die ich bisher erlebt habe. Er manipuliert, missbraucht, vergewaltigt und tötet ohne Gewissen, immer auf der Suche nach noch größerer Macht. Eine Hilfe ist eine magische Quelle, die Kabira ihm Anfangs zeigt, die ihm die Zukunft zeigt und es ihm ermöglicht Leben und Tod zu beeinflussen. An einer Stelle heißt es, er würde den Tod eines Charakters näher ziehen.

Lesende begleiten die Bewohnerinnen des Harems in Ohaddin durch ihr tägliches Leben, lernen die vielen Kulturen dieser fantastischen Welt kennen und warten auf den Moment des Ausbruchs und der Rache. An dieser Stelle soll gesagt sein, dass „Naondel“ nicht wie Naomi Aldermans „The Power“ ist. Es ist kein explizites Buch, vieles wird impliziert oder angedeutet. Manches passiert auch direkt, es wird jedoch nie im Detail beschrieben. Die bedrückende Atmosphäre ist auch ohne explizite Schilderungen allgegenwärtig. Die Welt die Maria Turtschaninoff geschaffen hat, ist sehr facettenreich, hat Ecken und Kanten und hier lässt sich vieles wiedererkennen, was aus unserer bekannt sein könnte.

Dieses Buch zu lesen war nicht immer leicht, ich habe eine Weile gebraucht, da ich manchmal keine Lust auf düstere Inhalte hatte. Viele Momente sind drückend und unangenehm, gerade weil hier so viel Atmosphäre geschaffen wird und so Erwartungen an schlimme Dinge immer höher geschraubt werden, bis sie passieren und noch einmal klar wird wie gerne ich Iskan in besagter Quelle ertränkt hätte. „Naondel“ ist ein wunderschönes und wundersames Buch. Es ist bis oben hin mit tapferen, starken Frauen. Ihr Durchhaltevermögen, ihr Stolz und ihre Kraft habe ich bewundert. Nur, dass es der Publisher bei den Kinderbüchern führt, das macht wirklich keinen Sinn. Zeit, dass ich mir „Maresi“ aneigne und ich freue mich auf das dritte Buch in der Reihe.

Held*innen ihr, habt es bis hierher geschafft. Danke! Habt ein feines Wochenende!

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