Places in the Darkness, von Chris Brookmyre, ist ein Krimi im Weltraum. Auf einer Raumstation auf der die Arche gebaut wird, die die Menschheit zu anderen Planeten bringen soll, gab es bisher noch keine Morde… Aber irgendwann muss alles einmal anfangen.
Alice Blake ist neu auf Ciudad de Cielo (CdC), sie soll die Sicherheitsfirma, die auf der Raumstation das Sagen hat aufmischen und dafür sorgen, dass ein vermuteter Schwarzmarkt und Bestechungen ein Ende finden. Nicola Freeman arbeitet für die Seguridad, teilweise, meistens ist sie als Nikki Fixx unterwegs, um Schutzgeld einzutreiben und Geschäfte anderer Art zusammenzubringen. Blake ist kerzengerade, ordentlich und pflichtbewusst. Freeman hat ethische Bedenken auf der Erde gelassen, ist krumm wie ein uralter Baum und könnte ein Alkoholproblem haben. Als besagter Mord passiert muss sie sich zusammenreißen, denn wenn Blake die geballte Macht der Regierungen der Erde auf die Raumstation fallen lässt, dann ist nichts mehr mit geschmuggeltem Alkohol, Schutzgeld oder Deals unter der Hand, von selbstbestimmten Leben ganz zu schweigen.
Places in the Darkness erinnert an Artemis, vielleicht auch weil ich die beiden relativ kurz hintereinander gelesen habe. Wo Andy Weirs Raumstation auf dem Mond aber beinahe sauber daher kommt, ist die CdC dreckig und düster. Die Raumstation, die nach außen hin frei von Verbrechen auftritt, ist tatsächlich voll davon. Es geht viel um die Auswirkungen von Kapitalismus auf die Menschen, die weniger verdienen, die sich ihr Geld anderswo herholen müssen. Die zwei oder drei Jobs arbeiten müssen, weil sie der Erde entkommen wollten und mangelndes Geld irgendwann den Flug zurück bedeutet. Ein Großteil der „Verbrechen“ entsteht aus einem Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Kontrolle. Natürlich ist die Quadriga, die Vereinigung von gigantischen Firmen, die die Raumstation betreibt, nicht unschuldig. Und in diesen Argumentationen ist Brookmyre nachvollziehbarer und irgendwo sympathischer als Weir. Sein Plot ist auch weniger absurd, aber egal.
Natürlich wird Alkohol illegal eingeführt, wenn die Quadriga ihn verbietet. Ähnlich verhält es sich mit Sex-Work, beide werden von der Quadriga geduldet, aber nicht unterstützt. Und natürlich gibt es Hardliner, die auch im Weltraum keine Art von Freude oder Selbstbestimmung zulassen wollen. Die Diskussionen zwischen Blake und Freeman in denen es um eben dieses Dilemma geht, waren großartig. Die eine Position eine idealistische, die andere realistisch.
Das ist ein Strang der Geschichte, wie funktioniert eine Raumstation wohl wirtschaftlich? Ein anderer ist natürlich der Mordfall, auf einen Toten folgen schnell Weitere und das Misstrauen, dass zwischen Blake und Freeman steht, wächst mit jeder Leiche. Das eigentliche Kriminalstück kam mir tatsächlich relativ unbeeindruckend vor. Es ist logisch und packend, aber wer sich Mühe gibt, erkennt schnell wie der Hase läuft. Dann sind es die beiden Hauptcharaktere die den Ritt vorwärts treiben.
Letzter Strang ist eine Diskussion über künstliche Intelligenz. Viele der Bewohner der Raumstation haben sich ein „Mesh“ neben ihr Gehirn installieren lassen, mit dabei sind eine Linse und einen Datenport. Diese erlauben es Informationen abzulesen und schnell in das Gedächtnis einer Person einzufügen. So kann eine Person das theoretische Wissen übers Klavierspielen besitzen, muss jedoch erst die Muskeln trainieren, um es anwenden zu können. Außerdem gibt es einen Wasserzeichen Effekt, neu hinzugefügte Informationen sind auch als solche erkennbar. Sehr früh steht die Frage im Raum, ob es Menschen gibt, die eigentlich Androiden sind, ohne es zu wissen.
Mehr sollte ich an der Stelle auch nicht verraten. Places in the Darkness macht Spaß, es ist spannend, die beiden Ermittlerinnen sind tolle Charaktere, sehr verschiedene Frauen und in ihren Motivationen und ihrem Verhalten durchgängig nachvollziehbar. Das Buch liest sich zügig. Brookmyre schreibt nicht gerade blumig, aber der Dreck der Station kam gut rüber. Ich empfehle das Buch hiermit, als bessere Alternative zu Artemis, es sei denn ihr müsst wissen wie jede Schraube funktioniert, und gute Begleitung von Mur Lafferties Six Wakes. Ein Krimi im Weltraum, der gut unterhält und dessen Spannung groß genug ist, euch für zwei Abende vom Schlafen abzuhalten.
Places in the Darkness von Chris Brookmyre ist bei Orbit erschienen. Noch gibt es kein Mass Paperback. Ich habe ein Leseexemplar gelesen. Wie immer, jeder gute Buchladen sollte es bestellen können.