WEEKLY PLANET #126 – Ab irgendwoanders hin

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In diesen Tagen zu arbeiten ist kurios. Weniger Menschen, alle bleiben auf Abstand und was als Maske durchgeht ist faszinierend und oftmals fragwürdig. „Ich finde es ja schon schlimm die Maske eine Stunde lang zu tragen, aber acht Stunden am Stück? Und dann haben Sie auch noch eine Brille!“ Die Kundin war sehr nett.

Heute fährt der WEEKLY PLANET über die Seidenstraße! Los geht’s.

DRAGONS EAT EVERYTHING UPDATE

  • Playlist für die 181. Sendung ALL YOU CAN EAT
  • Neue Folge NERD FEUILLETON über Midnight Gospel, To Hot to Handle und eine Interview mit Corey J. White
  • STUTENBISS Podcast zur Themenwoche Gewalt
Children

Lands of Lost Borders von Kate Harris

Lesen kommt für mich gerade in Wellen und das Buch muss irgendwie stimmen. Gerade versuche ich es mit Phoenix Extravagant von Yoon Ha Lee und es ist toll, aber die Hauptperson bringt sich regelmäßig in Situationen, die mich das Buch schließen lassen. Es ist schwer zu erklären, kennt ihr das in Filmen oder Seiren, wenn ihr einfach nicht hinschauen könnt, auch wenn es gar nicht gruselig gruselig ist? So ist das mit mir und Büchern manchmal. Gleichzeitig stecken so viele Ideen in dem Buch und alles ist so anders als ich es gewohnt bin, es ärgert mich.

Lands of Lost Borders war für mich ein eher unübliches Buch. Es geht um Kate Harris, die von ihrer Fahrradtour über die Seidenstraße erzählt. Daneben geht es um ihr restliches Leben und ihr Verlangen danach Astronautin zu werden und irgendwann auf dem Mars zu sein. Vielleicht hat das Buch auch nach The Calculating Stars von Mary Robinette Kowal genau die richtigen Knöpfe gedrückt. Hier planen Frauen den Flug zum Mond, es ist kurzweilig und toll. Wie auch immer – Harris ist gefangen zwischen ihrem Bedürfnis nach Ferne, Reisen und Entdeckung und ihrem Job, der sie eher durch Mikroskope schauen lässt als in die Ferne.

Die Mischung aus Autobiographie, Reisebericht und Erzählung von Forschenden und großen Reisenden von Marco Polo bis Darwin war faszinierend. Ihr Wunsch danach nicht wie Darwin am Ende kein Gefallen mehr an Unterhaltungsmedien zu finden und stattdessen nur noch Zahlen und Daten zu sehen, war sehr gut nachvollziehbar.

„We’re all encouraged to become, like Darwin, a kind of machine for grinding out one specific purpose—basically the antithesis of the sort of roving, generalist explorer I longed to be.““

Ihre reflektierten Beschreibungen der Reise waren großartig, Harris schafft es sehr gut Geschichte, aktuelle politische Ereignisse und ihre Reise mit ihrer Freundin Mel zu verknüpfen. Das Buch ist nie langweilig und durchgehend faszinierend. Möchte ich deshalb die Seidenstraße langradeln? Nope. Doch vielleicht noch mal was anderes als Tannen sehen? Vielleicht.

„It means I hail from a day and age—and a country and culture—so privileged, so assiduously comfortable, that risk and hardship hold rapturous appeal.“

Auf Deutsch findet ihr das Buch mit dieser Nummer: 9783890295176, auf Englisch ist es diese: 9780062846662. Das Kulturkaufhaus hat beide. Aber nehmt lieber euren Buchladen um die Ecke. Die freuen sich! Oder die Bibliothek, die freuen sich auch.

Count Burckhardt (for „Once a Week,“ September 27, 1862)

Mehr gute Bücher

Irgendwie habe ich es dann doch geschafft ein paar gute Bücher zu lesen:

The Calculating Stars von Mary Robinette Kowal
Sehr unterhaltsame und kurzweilige Geschichte über sogenannte Computer: Frauen die durch ihre Rechenkenntnisse die frühe Raumfahrt ermöglichten. Nur geht es diesmal um den baldigen Untergang der Erde und die Flucht zum Mond und irgendwann zum Mars. Macht Spaß und hält fest.

The Last Emperox von John Scalzi
Solides Ende zur Trilogie, auch wenn am Ende irgendwie die Luft ausgeht. Scalzi hat immer noch Tempo, Schnitt und eine lose Zunge und das finde ich gut. So wirklich befriedigt bin ich nicht, auch wenn das Buch sehr gut darin ist, am Ende noch mal auszuteilen. Am Besten bei The Collapsing Empire anfangen. Sehr gute Reihe insgesamt!

Repo Virtual von Corey J. White
Sehr, sehr gute Cyberpunk Geschichte, die das macht was wirklich spannend ist. Sie schaut nach Morgen und weiß dabei genau wie es heute aussieht. Im Interview erzählt Corey J. White davon, wie er seine Beschreibung der Überwachungsmechanismen anpassen musste, weil große Regierungen ihn überholt hatten. Neben den Ideen ist die Story auch noch sehr gut und spannend. Ein Buch, das es sich lohnt häufiger zu lesen. Hier wird kein Rad neu erfunden, aber das was fährt ist, nicht nur schön, sondern auch sehr gut gebaut.

Weymouth Bay – 1830 – David Lucas

Linksalat

Am Ende das beste: T.G. Sheperd analysiert die Kampfszenen von John Wick in 30 Sekunden Stücken. HECK YES.

To sum up Wick vs. Perkins: she won. She won three times; Perkins killed John Wick thrice. He’s only alive because of in universe help (from Marcus waking him up with the gun shot), improbable physical attributes (being able to stand up like that with her on his back) and out right technical cheating by the film makers, inserting an edit to get past the fact that she broke his damn arm on that bed. […] Sometimes I wonder why the analysis of the Wick movies gloss over these facts and this fight like they do. A fight where the female assassin clearly, cleanly, plainly WINS.

I havedøren. Kunstnerens hustru, 1897Ring, L.A.

Outro

Ich weiß gerade nicht, ob ich das woanders schon mal gesagt habe. Aber in The Pleasures of Reading in an Age of Distraction schreibt Alan Jacobs: „Read at Whim“. Wenn das Buch gerade nicht passt, dann passt es später, oder sehr viel später. Wer weiß, weglaufen tut es nicht. Und so lange wie ich kein Geld damit verdiene Reviews zu schreiben und mir diesbezüglich auch nur selbst hinterher renne, lese ich worauf ich gerade Bock habe. Gleiches gilt übrigens auch für Serien, Filme und generelle Unterhaltung. Also, mehr von dem was Freude bringt oder Neues vermittelt. Wie ein Buch über die Seidenstraße, wer hätte das gedacht.

Bis bald!

About the Author

Lele

Wurde von einer Horde wilder Otakus aufgezogen und hat sich danach der westlichen Comicwelt gewidmet. Leles Spinnensinn klingelt wann immer jemand fragt „Warum heißt er eigentlich BATman, wenn er doch eigentlich der Gute ist?“. Er bringt eine umfangreiche Erfahrung in der Comicindustrie mit und die teilt er gerne mit jedem, egal ob er nun davon hören will oder nicht. Immer gut gelaunt spezialisiert sich Lele neben den Comics vor Allem auf Musik. Falls es eine japanische Underground-Band gibt, in der 4 Schulmädchen auf Gummihühner die Werke Mozarts nachspielen, so hat Lele schon ein Interview geplant, ein T-Shirt der Band im Schrank und ein Tattoo der Frontsängerin auf seinem Knöchel. „Also ich habe ja die Bücher gelesen…“ – Lele Lucas

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