WEEKLY PLANET #57 – I Ain’t Got Time

In Comics, Weekly Planet by LeleLeave a Comment

In meinem Zimmer ist es kalt, obwohl draußen die Sonne knallt. Ich sollte dankbar sein. Meine Hände fühlen sich trotzdem ein wenig an wie Eiszapfen. Vielleicht sollte ich mehr Wasser trinken, der Kaffee knallt gerade.
Heute dreht sich der WEEKLY PLANET um All Summer Long von Hope Larson, beschissene Männer, Dear White People Staffel 2 und eine gesunde Anzahl spannender Links.

Das Jetpack sitzt? Der Helm wackelt nicht? Die Reißleine sicher? Bereit. Los.

DRAGONS EAT EVERYTHING UPDATE

Die erste Folge NERD FEUILLETON ist draußen! Es gibt ein Interview mit Blackdog Comics Teilhaber Patrick Lafos und einen kleinen „Spoilercast“ zu Avengers: Infinity War. Ich glaube wir finden das beide ziemlich gut was wir da gebastelt haben und sind sehr dankbar, dass Hanna uns ein Logo geschrieben hat. Ich habe eine Review von Times Like These geschrieben. das sind journalistische Comics, die mir sehr gut gefallen haben. Und am Mittwoch war ALL YOU CAN EAT #129, es war komisch mal wieder komplett alleine Radio zu machen. Die Interviews landen die Tage auf der Website. Grund dafür war die re:publica Paula, Maurice und ich sind drei Tage lang durch die Gegend gerannt und haben eine Menge cooler Dinge gesehen und gehört, über die wir dann in einem Podcast gesprochen haben.

All Summer Long von Hope Larson

In besagtem neuen Podcast reden Maurice und ich unter anderem darüber, dass ich bei Comics eher Künstlerinnen und Autorinnen folge als Charakteren. Hier wurde auch Hope Larson (Goldie Vance, Batgirl) genannt. Weil ich ihre Art zu schreiben mag, lese ich Batgirl eher wegen ihr, als wegen Batgirl. Als dann All Summer Long „plötzlich“ vor mir lag, konnte ich nicht widerstehen. Es geht um Bina, deren bester Freund Austin in diesem Sommer ins Fußballcamp fährt und den Sommer deshalb nicht wie bisher mit ihr verbringen wird. Die beiden sind 13 und versuchen Erwachsen zu sein. Schluss mit „Summer Fun Index“ und dergleichen. Also bleiben für die einsame Bina nur ihre Gitarre und Austins Schwester, vor der sie eher Angst hat. All Summer Long ist angenehm sommerlich, in verschiedene Orangetöne getränkte Panels lassen Wärme aufkommen und geben eine Energie ab, von der ich mich schwer wegziehen konnte. Vielleicht gab es sogar einen Moment in dem mich eine Kundin daran erinnern musst, dass ich doch noch arbeiten würde. Kann ich mir aber nicht vorstellen. An manchen Stellen sind Sprechblasen etwas ungünstig positioniert und verwirren etwas. Davon abgesehen ist die Geschichte um Bina, Austin, ihre Freundschaft, gute Musik, und die allerorts präsente Suche nach sich selbst wunderbar und wirklich gut gelungen. Larson hat eine realistische, mit Punk durchzogene Slice of Life Geschichte geschrieben, die in Diversität, Dynamik und Charakteren fantastisch ist. Es ist wunderbar so viele gute Comics zu lesen. Jeder gute Comic- oder Buchladen sollte diesen Comic entweder dahaben oder bestellen können. All Summer Long ist bei Farrar Straus Giroux erschienen.

Urgh

Mein Twitter Feed war in den letzten Tagen voll mit einer Diskussion über „Neuverteilung von Sex“, kompletter Schwachsinn, der da in einem New Yorker Times Opinion Piece beschrieben wurde. Um das Ganze in Kontext zu setzen: Incels sind Männer die meinen, Frauen töten zu dürfen, wenn diese keinen Sex mit ihnen haben wollen. Diesen Männern einfach zu sagen, dass es vielleicht an dieser Meinung liegt, dass Frauen nichts von ihnen wollen, war wohl zu kompliziert. Stattdessen soll „Sex“ umverteilt werden. Ich hab das OP-ED nicht verlinkt, das findet ihr selbst. Dass Sex kein Gut ist, was es wie Geld zu verteilen gilt, das dürfte klar sein. Beschissene Menschen sind das. David Futrelle vergleicht die Sache mit einem Kult. Grund für die Auseinandersetzung war übrigens ein junger Kanadier, der auf Facebook etwas von „Incel Rebellion“ schrieb und dann zehn Menschen tötete.

Bleiben wir im Bereich Urgh. Vor kurzem wurden Brandon Graham, einem Comicsmenschen den ich sehr bewundere, sexuelle Übergriffe und beschissenes Verhalten vorgeworfen. Ich mochte Kim O’Connors Blog Post dazu sehr und finde die Frage nach dem „Was nun?“ faszinierend. Gerade weil ich keine Antwort habe. Ich komme nicht umher weiter seine Comics lesen zu wollen, ich finde sie großartig. Gleichzeitig möchte ich den Frauen, die sich offensichtlich belästigt fühlten, glauben. Véronique Emma Houxbois sagt es am besten:

It’s easy enough to point at Graham as “that guy,” isolate his reported behavior to a particular pernicious interest, and go no further.
What’s much harder — and much more important to the lasting health of the industry and trans women’s participation in it — is determining why the vast majority of the industry has been lagging behind his efforts to get us published and paid.
Véronique Emma Houxbois

Ihren Artikel möchte ich 100%ig empfehlen. Von da bin ich bei einer faszinierenden und wichtigen Untersuchung des Wortes „Faggot“ gelandet und, um den Kreis zu schließen, ziehe meinen Hut vor Houxbois Review von Archival Quality.

NASA/JPL-Caltech/SwRI/ASI/INAF/JIRAM via NASA Juno Spacecraft

I ain’t got time

In Dear White People Staffel 2 gibt es relativ am Anfang eine Szene in der Sam auf einem Twitterklon von einem Troll angegangen wird. Während sie die Angriffe liest, baut sich langsam Edvard Griegs „Hall of the Mountain King“ auf. Sowieso der beste Song um langsam Spannung aufzubauen, die definitiv eskalieren wird. Als Sam dann dazu übergeht auf die Angriffe zu antworten schwingt die Musik um und Tyler, The Creator rappt „I Ain’t Got Time“. Ein Übergang der der genau in dem Moment stattfand in dem ich mich nach weniger klassische Musik gesehnt habe. Dear White People ist übrigens in beiden Staffeln äußerst sehenswert, die zweite habe ich gestern Abend in Gänze verschlungen. Ich habe laut gelacht, geflucht und geseufzt. Es war erfüllend und kompliziert. Die Serie macht vieles so unglaublich richtig, spritzige Dialoge, vielfältige Einstellungen, Mut und Drama. Alles ist irgendwo überzogen, fühlt sich aber immer wahr an. Teile der Story sind diesmal etwas weniger konkret und funktionieren nicht immer, andere waren großartig. Unbedingt die erste Staffel zu erst testen, wenn der Funke da nicht überspringt, dann wird es bei Staffel 2 auch nichts. Dear White People ist eine Netflix Serie, 9 Folgen á rund 30 Minuten, geht an einem Abend.

Lesbar

Die Sonne ist nicht weg

Wer auf der Schivelbeiner Straße am Rewe vorbei, weg von der Schönhauser Allee in Richtung Recyclinghof wandert, wird mit gleich zwei Brücken belohnt. Beide führen über diverse S-Bahnschienen. Es sieht aus wie in einem Wald, jeder freie Platz zwischen den Schienen ist grün, hier und da steht ein Baum und wenn die Schienen nicht wären, dann wäre es ein Dschungel oder schon längst ein Häuserblock. Am Ende der Behmstraße, zu der die Schivelbeiner wird ist auf der rechten Seite ein Spielplatz. Direkt an der Brücke steht eine einzelne Bank, mit Blick über besagtes Grün. Es ist ein feiner Ort. Perfekt geeignet, um die Ausbeute eines Free Comic Book Day zu genießen. Bis zum nächsten Mal.

About the Author

Lele

Wurde von einer Horde wilder Otakus aufgezogen und hat sich danach der westlichen Comicwelt gewidmet. Leles Spinnensinn klingelt wann immer jemand fragt „Warum heißt er eigentlich BATman, wenn er doch eigentlich der Gute ist?“. Er bringt eine umfangreiche Erfahrung in der Comicindustrie mit und die teilt er gerne mit jedem, egal ob er nun davon hören will oder nicht. Immer gut gelaunt spezialisiert sich Lele neben den Comics vor Allem auf Musik. Falls es eine japanische Underground-Band gibt, in der 4 Schulmädchen auf Gummihühner die Werke Mozarts nachspielen, so hat Lele schon ein Interview geplant, ein T-Shirt der Band im Schrank und ein Tattoo der Frontsängerin auf seinem Knöchel. „Also ich habe ja die Bücher gelesen…“ – Lele Lucas

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