Aufpassen, Katzen! – Weekly Planet #101

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Guten Tag aus der einen Ecke von Berlin. Einst wurde ich gefragt ob ich denn den Techno schon kennengelernt hätte. Ich habe es bis heute nicht. Manchmal schaue ich aber durch das Fenster, um zu sehen was sie so macht.

Heute erwarten das übliche Update, historische Katzen, eine Review von Foundryside von Robert Jackson Bennett und ein paar feministische Links darauf gelesen und gesehen zu werden.

Auf geht’s.

DRAGONS EAT EVERYTHING UPDATE

  • NINJA PIRATE BROADCAST über Laura Dean keeps Breaking up with me, Lancer und die Comicinvasion
  • Ein ALL YOU CAN EAT Interview mit Greylag und eines mit The White Album
  • THRONES & DRAGONS geht weiter
  • Im aktuellen NERD FEUILLETON haben Maurice und ich über die Comicinvasion, Red Dead Redemption 2 und die Rainbow Arcade gesprochen
  • Playlist für die 156. Sendung ALL YOU CAN EAT
Poster für die 156. Sendung

Review: Foundryside von Robert Jackson Bennett

Stellt euch vor ihr könntet etwas auf einen Teller schreiben und dann würde der Teller denken er er wäre angenehm warm. Wenn ihr danach etwas zu Essen drauf packt, dann würde dieses nie kalt werden. Oder ihr schreibt drauf, dass er unkaputtbar ist. Dann denkt er, er sei unkaputtbar und geht daher nicht kaputt. Das ist eine unzureichende aber grob passende Beschreibung der Grundidee von Foundryside von Robert Jackson Bennett. Mit Hilfe von Symbolen und Gravuren werden hier die grundlegenden Eigenschaften von Gegenständen manipuliert.

Das ist eine sehr feine Sache, denn sie erlaubt dieser steampunkigen Welt viel, viel Freiraum für abgefahrene Apparaturen. Das Buch beginnt mit Sancia Grados, einer Diebin, die mit Hilfe einer solchen Apparatur einen Diebstahl durchführt. Sie klebt eine Art Münze an eine Kutsche und springt dann mit einem Ballon von einem Dach. Dabei hält sie einen Stab in der Hand, der der absoluten Meinung ist DIREKT zur Münze zu müssen. So überbrückt sie die Hafenmauer. Nachdem sie ihr Diebesgut in den Händen hält, brennt sie halbwegs aus Versehen den Großteil des Hafens ab und muss erst einmal untertauchen.

Diese Art von Eskalation zieht sich durch das gesamte Buch, keine Situation ist lange klein und ungefährlich und es geht von großem Set zu großem Set. Sancias Diebesgut stellt sich als bewusster und lebendiger Schlüssel heraus, der mit anderen gravierten Gegenständen kommunizieren kann. Er überredet beispielsweise gravierte Schlösser sich zu öffnen. Sancia kann aus Gründen, die mit ihrer Vergangenheit und Experimenten mit Gravuren an Menschen zu tun haben, mit dem Bewusstsein des Schlüssels kommunizieren. Die Experimente hatten noch weitere Folgen, die für Sancia meist unangenehm sind. Bald wird sie nicht nur von Attentätern auf der Suche nach dem Schlüssel verfolgt sondern auch vom Chef des Hafens, dessen Ruf ruiniert ist. Es folgen dubiose Allianzen, Verrat und mehrere halsbrecherische Aktionen. Foundryside ist Locke Lamora (Scott Lynch) ohne die Ausmaße an Herzschmerz, aber mit der Unterhaltung, den ausgefeilten Plänen, die schief gehen und trägt generell dem Herz an der richtigen Stelle.

Bennett nutzt die sehr kapitalistische Gesellschaft von Foundryside für kräftige Kritik an unserer Gesellschaft. Von Geschäftsmännern, die meinen sie würde etwas „disrupten“, bis hin zu Patenten und ihrem zerstörenden Potential ist vieles dabei. Alle bekommen ihr Fett weg und zumindest für mich waren die Analogien nie störend oder predigend. Foundryside macht eine Menge Spaß, weil es eine ernste und eine unterhaltsame Ebene hat. Die ernste ist eben diese Gesellschaftskritische. Die unterhaltsame Ebene beschreibt einen Einbruch nach dem nächsten, Kämpfe ohne Schwerkraft, Explosionen und Freundschaften. Dabei bedient sich das Buch zwar diverser bekannter Situation, wickelt diese aber oft unerwartet ab.

Foundryside ist ein grandioses Urlaubsbuch. Es ist komplex, aber nicht unübersichtlich, es ergibt Sinn, es bietet Gründe für tiefer gehende Überlegungen, fordert sie aber nicht und es ist eine klassische Abenteuergeschichte, in der nie irgendetwas nach Plan geht. Für mich war das genau richtig, es war „ich gehe nicht ins Bett, bis ich fertig bin“ richtig.

Ich habe ein Leseexemplar gelesen, dass ich über meine Arbeit in einem Buchladen bekommen habe. Das Buch ist meines Wissens nach noch nicht als Taschenbuch erschienen. In größer gibt es das Buch aber in jedem guten Buchladen mindestens zum Bestellen.

Katzen beim Frühstück!
Frees, Harry Whittier, photographer. The Picnic. , ca. 1914. June 24. Photograph. Link.

Make the Breast Pump not Suck

Die diesjährige re:publica war okay. Maurice und ich haben in zwei von drei Podcasts (den ersten hat er mit Madlen gemacht) über die Veranstaltung berichtet. Es ging um Utopien, um Alternativen und um die Entwicklung der Dinge. Es war anstrengend, aber gut. Die Konferenz selbst war an vielen Stellen eher mittelmäßig. Vielleicht lag es daran, dass ich eher auf den Veranstaltungen der Media Convention war und die häufig nicht von Werbung zu unterscheiden waren. Dennoch habe ich mir ein paar Sachen mitgenommen.

In ihrem Talk „Building Joyful Futures“ wirbt Alexis Hope für eine Zukunft die aus der Gemeinschaft entsteht: „Radical joyful future comes from community“ heißt es da in etwa. Vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, die weitestgehend ziemlich kaputt ist, fragt sie danach, wessen Zukunft wir eigentlich entwerfen, wenn wir auf einer Konferenz wie der re:publica sind. Sie fordert dazu auf, nicht nur für die 1% zu innovieren. Auf dieser Grundlage entstanden am MIT ein paar Hackathons unter dem Namen „Make the Breast Pump not Suck“. Für die nahe Zukunft ist einer geplant, der da heißt „There will be Blood“. In letzterem soll es um den Umgang mit Menstruation gehen. Im letzten Podcast von der MCB/RP den wir für ALEX Berlin gemacht haben, gibt es ein paar Auszüge aus einem Interview, dass ich mit Alexis Hope gemacht habe.

Es folgen ein paar Links zu spannenden Dingen, die der Sache etwas Kontext geben oder ihn erweitern. Natürlich nerdig, so wie es sich für den WEEKLY PLANET gehört:

Der Inhalt des Essays über die Hexen wird folgendermaßen beschrieben:

Silvia Federici has been one of the most influential and widely cited Marxist feminist scholars of the last 50 years. Her landmark work, Caliban and the Witch, argued that witch hunts were an organized campaign of mass murder of women who defied the increasing implementation of a patriarchal, authoritarian order under a rapidly developing capitalist state. In this article, Emily Janakiram argues that her work, and particularly her essay “On the Meaning of Gossip“ can help shed light on a much maligned yet invaluable part of solidarity among workers and women.

Hexenjagd als organisierte Verfolgung und Ermordung von Frauen, die sich einer wachsenden patriarchalen Gesellschaft, einer autoritären Ordnung und dem schnell wachsenden Kapitalismus entgegenstellten. Vor kurzem habe ich zusammen mit anderen Studierenden in der Uni ein Plakat über Hexen erstellt. Während der Vorstellung des Plakats habe ich darauf hingewiesen, dass wir als Lehrkräfte darüber nachdenken sollten, wie wir Hexen präsentieren. Gerade weil die Hexe sowohl äußerlich, als auch gesellschaftlich sicherlich nicht positiv dasteht. Ganz egal wie viel Otfried Preußler mit der „Kleinen Hexe“ für ihr Image getan haben mag. Das wurde, und ich paraphrasiere, mit „wird hier wohl wieder als politisch unkorrekt verboten“ kommentiert. Ein Nachdenken über die Darstellung einer historischen Verfolgung von Frauen ist in meinen Augen noch kein Verbot. Vielleicht sehe ich das zu strikt und es geht am Ende „nur“ um Grundschüler*innen. Aber kann ich denen ohne schlechtes Gewissen „böse Hexen“ präsentieren? Wo hört die Auseinandersetzung auf? Wo beginnt eine Art von Selbstzensur?

Katze mit Helm!
Brünnhilde. , 1936. Photograph. Link

So viel dazu.

Am Donnerstag war ich bei Shonen Knife und sie waren fantastisch. Ich entlasse euch mit einem weiteren Eintrag in der Sammlung der Lieder, die mein Leben beschreiben. Bis zum nächsten Mal. Bleibt cool, lasst euch nicht unterkriegen und denkt daran, dass das Licht am Ende des Tunnels von einem Freund oder einer Freundin angemacht wurde. Ihr seid nicht allein.

I like to wear them, everywhere
they are my best clothes.
I put one on, when I go to see a show.
When I enjoy the show, I have fun, I buy another one.
I don’t care what other people say.
Rock n‘ Roll T-Shirt (3x)
via Shonen Knife

Es geht weiter mit „Anytime, anywhere“…

About the Author

Lele

Wurde von einer Horde wilder Otakus aufgezogen und hat sich danach der westlichen Comicwelt gewidmet. Leles Spinnensinn klingelt wann immer jemand fragt „Warum heißt er eigentlich BATman, wenn er doch eigentlich der Gute ist?“. Er bringt eine umfangreiche Erfahrung in der Comicindustrie mit und die teilt er gerne mit jedem, egal ob er nun davon hören will oder nicht. Immer gut gelaunt spezialisiert sich Lele neben den Comics vor Allem auf Musik. Falls es eine japanische Underground-Band gibt, in der 4 Schulmädchen auf Gummihühner die Werke Mozarts nachspielen, so hat Lele schon ein Interview geplant, ein T-Shirt der Band im Schrank und ein Tattoo der Frontsängerin auf seinem Knöchel. „Also ich habe ja die Bücher gelesen…“ – Lele Lucas

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