Heute Morgen habe ich Bitch Doctrine von Laurie Penny zu Ende gelesen. Diese Sammlung von bereits erschienen Essays hat mir sehr gut getan. Sie hat mir eine Menge Argumente geliefert, die ich für nachvollziehbar und richtig halte. In ihren kurzen Stücken setzt sich Penny mit vielen Aspekten der heutigen Welt auseinander, immer mit einer gut sitzenden, feministischen Brille auf der Nase. Es geht um die Wahlen in den USA, um die Zukunft und die Rolle Dystopischer Young Adult Literatur, um Gleichheit und um die Art und Weise wie sich gewisse Menschen in den weiten des Netzes gerne über Dinge aufregen. Wer schon länger Pennie’s Essays liest wird hier nichts Neues finden, leider sind die Einzelteile weder datiert noch in irgendeinen Kontext eingebunden. Das Buch ist in der Aufmachung dem Trade Paperback einer Comicserie nahe, nur dass es keine Extras gibt. Letzteres ist wohl die einzige Sache die mich an dem Buch stört, selbst ältere Essays die sie inzwischen vielleicht anders betrachten würde, stehen unreflektiert. Ein paar Sätze zur Entstehung der einzelnen Essays oder zum Kontext wären wundervoll gewesen und hätten das Buch noch interessanter gemacht als es ohnehin schon ist.
Wo wir gerade dabei sind, bei The Nib setzt sich Luke Humphris eindrucksvoll mit dem Konzept „Toxic Masculinity“ auseinander. Und auf der anderen Seite des Zaunes sitzt dieses Cover für ein Videospiel. Wow. Proportionen und so. Im 19. Jahrhundert mussten Bücher aus Litauen geschmuggelt werden, um eine Sprache zu retten. Manche Menschen bieten interessante Dinge im Internet an. Keine Sorge, das ist Safe for Work. Wieder in Richtung Penny, die in einem der Essays ein eindrucksvolles Argument für eine Quote macht. Hier geht es darum die einzige „andere“ Person im Raum zu sein. Und am Ende ein Blick zurück auf Hamburg zum letzten G20 Gipfel.
Außerdem gelesen habe ich heute Der Ursprung der Welt von Liv Strömquist. Fantastischer Comic über Männer mit zu großem Interesse an den weiblichen Geschlechtsorganen, über die „Reinheit“ bei Tampons und über PMS. Strömquist deckt auch viele weitere Themen ab, wenn sie Recherche neben amüsante Illustrationen stellt, um Lesende über die Absurdität einiger Ansichten aufzuklären. Der Mr. Kellogs war ein ganz schöner Schweinehund. Großes Kino das Buch, ich saß mehrmals da und hab den Mund nicht mehr zubekommen. Da wurden Frauen als Hexen verbrannt, weil sie eine „komische Zitze“ an ihren „heimlichen Stellen“ hatten. Well shit. Das und vieles mehr gibts beim Avant-Verlag. Einziger Kritikpunkt am Comic selbst ist nicht inhaltlich. Manchmal doppeln sich Text und Bild in ihren Aussagen, sie sind geradezu identisch und das stört ein wenig. Aber wenn ich im nächsten Panel schon wieder laut lachen muss, weil die Männer solch dummes Zeugs reden, dann ist das wieder vergessen.
Und noch ein Buch: Aliens: The Female War von Steve und Stephani Perry. Die geschätzten Kolleginnen Paula und Helena haben mir dieses Buch zum Geburtstag geschenkt. Niemand von uns wusste, dass das hier der dritter Teil einer Serie ist. Mich hats nicht gestört, dass ich die Vorgeschichten der einzelnen Charaktere nicht kannte. War ziemlich egal. Female War ist kein sonderlich gutes Buch, es geht zügig voran, bietet mittelmäßige Action und nachvollziehbare Charaktere und hat einen sehr absurden Plot. Achtung Spoiler, die Crew inklusive Ripley (don’t ask) fliegen zu einem Planeten, locken eine Alien Königin mit einem wirklich dummen Trick in ihr Schiff, fliegen zurück zur Erde und sorgen dafür, dass die Königin zusammen mit den auf der Erde sitzenden Aliens in die Luft fliegt. Wer einen Tag lang nichts zu tun hat und fanatischer Aliens Freak ist, kann sich das mal gönnen. Sonst würde ich im Rahmen von „Military Sci-Fi“ eher Dan Abnetts Warhammer 40K Romane empfehlen. Die sind deutlich spannender.
Eine Sache gibt es an dem Buch jedoch, die wirklich interessant ist. Die Autoren müssen viele beschreibende Arbeiten nicht machen. Sie müssen kein Alien beschreiben und sich nicht mit dem Verhalten der Xenomorphs aufhalten. Jeder Mensch der/die das Buch liest, weiß wie die Viecher ticken und fürchtet sie aus ganzem Herzen. Dadurch wird die Geschichte deutlich enger und schlanker, nur nicht unbedingt besser.
Comics!
Bevor ich euch ein paar Hefte empfehle möchte ich euch auf eine neue Website hinweisen. Brandon Graham ist ein Künstler, der mir am Herzen liegt und er hat ein neues Heim für seine ewig langen und sehr feinen Posts gefunden. Jetzt Hefte die ihr euch beim Comicladen eurer Wahl in den Korb legen könnt/sollt.
Giant Days #30 (John Allison, Liz Fleming & Max Sarin – Boom Box!, $3,99) Konstant mein Lieblingsheft, wenn es ein neues gibt. Allison schreibt fantastische, lustige und lebensnahe Geschichten. Und stellt die deutsche Austauschstudentin so angenehm dar.
Scales & Scoundrels #1 (Sebastian Girner & Galaad – Image, $3,99)
Hm, eine neue Serie, Drachen, angenehmer Humor, fantastische Wesen und ein Stil der ein wenig an Standard Manga erinnert. Kann gut sein, kann in die Hose gehen. Anschauen geht immer.
Rocket Girl #9 (Brandon Montclare & Amy Reeder – Image, $3,99) Nummer Acht hat mich verloren. Nach ewiger Pause hatte ich keine Ahnung mehr, wer eigentlich wer ist und hätte mich über eine Seite gefreut, die mich aufholen lässt. Stattdessen gab es ohne Frage unglaublich großartige Illustrationen von Amy Reeder, aber eher zweifelhafte Story.
Wicked & Divine #31 (Kieron Gillen & Jamie McKelvie – Image, $3,99)
Keine Ahnung was hier exakt vor sich geht, aber ich sehe diese Hosen und bekomme vor Hochachtung meinen Mund nicht mehr zu. McKelvie schlägt hier einen Homerun nach dem anderen.
So siehts aus. Drei Bücher, zwei sind zu empfehlen. Die besagten Bücher gibt es in der Buchhandlung eures Vertrauens, wenn nicht, dann bestellen die genau so schnell wie der böse Onkel. Bilder stammen aus den Federn von Max Sarin, Liv Strömquist und Jamie McKelvie. Plz don’t sue us.
Was soll ich denn jetzt lesen? The Dark Forest? Borne? Eins muss mit auf Reisen. War von euch schon mal jemand in Wien? Gibt es Tipps? <3