WEEKLY PLANET #123 – Hände waschen leicht gemacht

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Wo anfangen? Hier ist alles soweit ganz gut. Die Sonne scheint auf den Balkon. Es läuft beruhigende Musik, bei der nicht viel passiert. Über dem Waschbecken hängen Anleitungen, um sich entweder zu „Let it Be“ oder „Tonight We Fly“ die Hände zu waschen. Je nachdem wer sich die Hände wäscht, erklingt mehr oder wenig schräger Gesang durch die Wohnung.

DRAGONS EAT EVERYTHING UPDATE

Viel gute Musik

Wie ihr vielleicht wisst mache ich zusammen mit anderen netten Menschen Radio. Wir machen das schon lange genug, als das uns Musik zugeschickt wird, damit wir die spielen. Der Musik geht es gerade, ebenso wie allen anderen Künsten, die im Kern sozial sind, nicht gut. Labels, Verlage, Bands, Promofirmen, alle bangen. Die Kombination aus fehlendem Geld aus Konzerten, mit der Tatsache, dass viele Menschen deutlich weniger Geld zur Verfügung haben werden, ist keine gute.

Aber Musik kann auch zu Hause genossen werden und weil ich gerade viele gute Sachen da habe, möchte ich euch welche vorstellen.

Porridge Radio El Hardwick

Every Bad / Porridge Radio

Irgendetwas stimmt nicht und das ist von vorne herein klar. Das Album beginnt „I’m bored to death let’s argue“ und kurz darauf heißt es „And maybe I was born confused / And baby I was born confused / So I don’t know what’s going on / Maybe nothing’s going on“ und die Fahrt geht los. Sängerin Dana Margolin scheint Dinge herauszufinden und zu erkunden. Ihre Songs haben eine panische Energie, die „Every Bad“ zu einem sehr intensiven und beeindruckendem Album machen. Es fällt nicht in die Kategorie „Easy Listening“ sondern hilft eher selbst introspektiv aus dem Fenster zu schauen oder wild zu tanzen. Margolin singt von Verwirrung, von Unklarheiten, von der Angst andere zu langweilen und von dem Wunsch nach Besserung. „Every Bad“ ist großartig. Es verdient häufig und genau gehört zu werden. Aber es sollte auch mit Vorsicht und Blick auf das eigene Befinden gehört werden, vielleicht tritt es zu nahe.

I don’t want to get bitter
I want us to get better
I want us to be kinder
To ourselves and to each other

(aus Lilac von Porridge Radio)

Das Album ist erschienen und überall erhältlich. (digital) (physisch)

DREAM NAILS by Marieke Macklon

DREAM NAILS / Dream Nails

Dream Nails machen eine der besten Sorten Punk die es gibt. Im Kern gut gelaunt, wütend, aggressiv und immer noch zugänglich. 25 Minuten, 15 Songs, „Fighting Tips“, das Album ist lebendig. Gesungen wird von beschissenen Jobs und erfolglosen Flirts, gegen Arschlöcher im Internet und auf der Straße und für den Sommer und den Pool. Die Band hat Spaß und möchte diesen Teilen, schreckt aber nicht davor zurück denen eins auf die Mütze zu geben, die sie abhalten wollen.

Das Album erscheint leider erst am 04.09. – also warten. Bisher veröffentlichte Songs könnt ihr via Bandcamp genießen und sehr laut abspielen.

TomB

Baxter Dury / The Night Chancers

„Failed fashionistas, Instagram voyeurs, jilted Romeos reeking insecurity, the willingly self-deluded, the comically unaware, the Night Chancers… “Baxter loves you!” The Night Chancers groovt ganz ungemein. Ich kannte Baxter Dury vor diesem Album gar nicht und bin aktuell sehr freudig überrascht einen weiteren sehr guten Songwriter entdeckt zu haben. Die Songs sind sehr ehrlich, musikalisch vielfältig, probieren Dinge aus und erzählen von abgefahrenen Situationen. Es erinnert bei Zeiten an die Gorillaz, wenn Mr. Dury seine tiefe Stimme rausholt und eine Art Monolog serviert. Kooperationen mit verschiedenen Sängerinnen bereichern das Ganze. Sehr cool. In so einer ganz bestimmten Definition von „cool“.

„The Night Chancers“ ist bereits erschienen. (digital) (physisch)

Linksalat

Ich bin unsicher. Ich glaube Angst und Schrecken gibt es in guten Dosen, wo auch immer sonst ihr euch im Internet umhertreibt. Das schöne am Internet ist, dass es sich kuratieren lässt, zumindest in vielen Teilen. Und ich möchte damit nicht dazu aufrufen ignorant und unwissend durch die Gegend zu stolzieren. Aber ich benutze Instagram um schöne Bilder anzuschauen, nicht um mich zu informieren. Also, macht es euch, wie es euch gefällt. Hier sind ein paar Sachen, die helfen könnten.

  • Eight Things learned in solitary confinement – Tipps von einem Menschen, der Jahre lang in einer Einzelzelle leben musste. Düster, aber vielleicht ein Anstoß.
  • Jo Walton über Bücher in denen nichts schlimmes passiert
  • Haymarket Books und Verso bieten kostenlose eBooks an und Angry Robot bietet einen 50% Rabatt-Code. Haymarket und Verso machen politische Bücher und Angry Robot beschreiben sich selbst als „genrefluid“ bewegen sich aber definitiv im Science Fiction Fantasy Bereich.
  • Technischer Blick auf Überwachung von kranken Personen, ein wenig Doom und Gloom muss wohl sein.
  • Ein Blick auf das Design von Penguin Science Fiction Buchcovern, ach irgendwie vermisse ich die Zeiten in denen Bücher so aussahen. Ich habe sie nie bewusst erlebt, aber das sieht ziemlich abenteuerlich aus!
via Generative Placeholders

Outro

Bleibt mir bloß gesund, übersteht es gut oder werdet schnell und gut wieder gesund. Lasst gerne von euch hören, antworten auf diese Email ist der einfachste Weg. Es muss doch zu was gut sein, dass nur 20 Menschen den Newsletter bekommen. Passt auf euch auf und bis zum nächsten Mal in dieser unseren Welt.

About the Author

Lele

Wurde von einer Horde wilder Otakus aufgezogen und hat sich danach der westlichen Comicwelt gewidmet. Leles Spinnensinn klingelt wann immer jemand fragt „Warum heißt er eigentlich BATman, wenn er doch eigentlich der Gute ist?“. Er bringt eine umfangreiche Erfahrung in der Comicindustrie mit und die teilt er gerne mit jedem, egal ob er nun davon hören will oder nicht. Immer gut gelaunt spezialisiert sich Lele neben den Comics vor Allem auf Musik. Falls es eine japanische Underground-Band gibt, in der 4 Schulmädchen auf Gummihühner die Werke Mozarts nachspielen, so hat Lele schon ein Interview geplant, ein T-Shirt der Band im Schrank und ein Tattoo der Frontsängerin auf seinem Knöchel. „Also ich habe ja die Bücher gelesen…“ – Lele Lucas

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