Comics sind eine feine Sache. Das ist keine Frage. Es ist ein unglaublich vielfältiges Medium, das gerne polarisiert. Und das meine ich jetzt weniger in Hinsicht auf den Inhalt der Geschichten. Zeichenstil ist vielleicht wichtiger als die Story selbst. Ein weiteres Argument für die Gleichberechtigung aller Beteiligten, also von Autor_Innen, Zeichner_Innen, Colorist_Innen und so weiter. Aber dazu sind vielleicht an anderer Stelle ein paar Gedanken angebracht. Jetzt erstmal zum ersten Eindruck. Wenn die „Bilder“ nicht gefallen verliert der Comic schnell an Geschwindigkeit. Da kann die Geschichte, die der einen Person wichtig, großartig, vielschichtig und lustig erscheint, ganz schnell reduziert und beiseite gelegt werden. Das muss dann wohl okay sein. Es lässt sich ja niemand zum eigenen Glück finden. Interessant ist diese Barriere trotzdem. Ist dieses Urteil über die Illustrationen stimmungsabhängig, für immer festgefroren oder befindet es sich in absoluter Schwerelosigkeit? Wie kann eine Geschichte wie Princess Princess abgelehnt werden? Kann ich da überhaupt objektiv urteilen oder ist die Geschichte von den zwei Prinzessinnen die gegen alle Vorurteil ihr Ding durchziehen und mit dem Zyklopen tanzen wirklich nicht so gut wie ich denke? Ich schätze der Geschmack ist und bleibt individuell. Aber einen zweite Chance für die Geschichten die das Auge nicht sofort umgarnen? Und gleichermaßen eine für diese die schön geschrieben sind, aber in den Illustrationen nicht begeistern? Das sollte drin sein. Kombiniert mit einem Respekt für die Tatsache, dass da jemand viel Schweiß und Tränen in ein Buch gesteckt hat, entgeht vielleicht ein Meisterwerk nicht sofort. Schrott bleibt trotzdem Schrott, da müssen wir uns nicht drüber streiten.
Nun, zwei Comics die auch nächste Woche bestimmt noch da sind. Diesmal sind die Empfehlungen schließlich etwas spät.
Black History in its own Words Ronald Wimberly ist ein ganz besonderer Künstler. Er scheint den Schritt geschafft zu haben, der es ihm erlaubt zu machen was ihn glücklich macht und dabei seine Meinung zu äußern. Prince of Cats, bisher wohl sein Magnum Opus, ist eine wunderschöne Neuerfindung von Romeo und Julia. Gleichzeitig war es für mich ein relativ komplizierter und nicht sehr zugänglicher Comic. Von Black History erwarte ich wieder Herausforderung, aber auf eine andere Art und Weise. Wimberly hat einen einzigartigen, kraftvollen Stil, der hier einmal mehr zur vollen Entfaltung kommen sollte. Politisch, sowie zeitlich, ist dieses Buch sehr passend und sollte einem Menschen wie mir eine positive und nötige Ladung Bildung in Sachen Privileg verpassen. (Image Comics, $16,99)
Land Called Tarot Die Anthologie Island ist voll mit wunderschönen Comics. Wenige sind lang genug um eine eigene Ausgabe zu rechtfertigen. Andere brauchen länger als sich das warten noch gerechtfertigt anfühlt. Gael Bertrands Geschichte, von einem jungen Mann auf einer großen Reise, kommt ganz ohne Dialog aus und schafft es durch fantastische Bilder eine mitreißende Geschichte zu erzählen. Hier ist tatsächlich keine große Tiefe zu erwarten, wer mag kann sie sofort in die Bilder interpretieren. Sie wird jedoch nicht explizit ausgesprochen. Der Fokus sollte eher darauf liegen, den Mund wieder zuzumachen. Jede Linie sitzt. Dann ist es auch noch ein Hardcover… (Image Comics, $19,99)