Dieser Tage erscheint „How to do Nothing“ von Jenny Odell auf Deutsch und heißt dann „Nichts Tun“. Das deutsche Cover ist nicht ganz so schick, wie das englische, aber was will mensch machen. Der Untertitel ist „Die Kunst, sich der Aufmerksamkeitsökonomie zu entziehen“. Ich habe das Buch Anfang des Jahres ein zweites Mal gelesen und einmal mehr sehr genossen. Es ist ein gutes „neues Jahr Buch“.
A simple refusal motivates my argument: refusal to believe that the present time and place, and the people who are here with us, are somehow not enough.
Es ist ein Buch, das zum einen eine Geschichte von Aufmerksam, Teilhabe und Arbeit erzählt und zum anderen kleine Schritte anbietet, um den eigenen Umgang mit der Aufmerksamkeitsökonomie anzupassen. Jenny Odell erzählt von Aussteiger*innen, Kommunen und anderen Menschen, die sich komplett abgekapselt haben und dabei wenig bis eher erfolgreich waren. Sie kommt zu dem Schluss, dass ein kompletter und 100%iger Ausstieg nicht tragbar ist. Stattdessen plädiert sie dafür, dass wir auf unsere eigene Art und Weise teilnehmen und uns nicht an die Regeln halten, die uns große Konzerne vorgeben.
I’m suggesting that we protect our spaces and our time for non-instrumental, noncommercial activity and thought, for maintenance, for care, for conviviality. And I’m suggesting that we fiercely protect our human animality against all technologies that actively ignore and disdain the body, the bodies of other beings, and the body of the landscape that we inhabit.
Hervorhebung von mir.
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Civil disobedience in the attention economy means withdrawing attention. But doing that by loudly quitting Facebook and then tweeting about it is the same mistake as thinking that the imaginary Pera is a real island that we can reach by boat. A real withdrawal of attention happens first and foremost in the mind. What is needed, then, is not a “once-and-for-all” type of quitting but ongoing training: the ability not just to withdraw attention, but to invest it somewhere else, to enlarge and proliferate it, to improve its acuity.
Hervorhebung von mir.
Und dieser Gedanke nicht komplett auszusteigen, sondern die Angebote bewusst und für den eigenen Vorteil zu nutzen, finde ich großartig. Wir machen bei DRAGONS EAT EVERYTHING Podcasts und Interviews. Ohne Soziale Medien geht da nichts. Aber das bedeutet nicht, dass ich in meiner Freizeit ewig scrollen muss. Das heißt, dass ich mich bewusst entscheide Soziale Medien für meine Zwecke zu nutzen. Und das ist vielleicht nicht im Sinne der Plattformen, aber das ist mir dann egal.
Eine letzte Sache, die Jenny Odell anspricht, ist sich selbst vom Telefon abzulenken. Sie macht das in dem sie Vögel beobachtet. Sie hat also etwas gefunden, was sie so beschäftigt, dass sich gar nicht dazu kommt ihre Aufmerksamkeit in irgendwelche Plattformen zu stecken. Und das kann ein Buch sein oder eben Vögel auf einem Baum. Und da steckt viel Potential drin.
Nichts Tun ist bei C.H. Beck erschienen und wurde von Annabel Zettel übersetzt. Die englische Variante ist bei Melville House erschienen. Unterstützt euren lokalen Buchhandel und gerne den in dem ich arbeite.