In diesem WEEKLY PLANET gibt es zwei Reviews und diverse Lesezeichen. Besprochen werden Retrograde Orbit, ein Comic von Kristyna Baczynski und In the Vanishers Palace von Aliette de Bodard. Die Lesezeichen nehmen euch mit in eine Bagelbäckerei, aufs College und nach Venezuela. Los geht’s.
DRAGONS EAT EVERYTHING UPDATE
Das letzte Interview vom Reeperbahn Festival ist online. Die DIVES sind eine ganz fantastische und sympathische Band aus Wien, die sich die Zeit genommen haben mir von ihrer Band und Frühsport zu erzählen. Im aktuellen NINJA PIRATE BROADCAST haben Paula und ich über Grindelwalds Verbrechen und Aquaman gesprochen. Am Mittwoch gibt es bei ALL YOU CAN EAT so weit ich weiß kein weiteres Interview, aber die übliche gute Musik. Und die Woche kommt die Reeperbahn Zusammenfassung.
Retrograde Orbit von Kristyna Baczynski
Retrograde Orbit ist ein wundervoller Comic über die Bedeutung von Heimat, Familie und wirklich gutem Essen. Flint ist nie wirklich auf dem kleinen Minenplaneten angekommen, auf dem sie geboren wurde. Sie träumt stattdessen von Doma, dem Planeten von dem ihre Großmutter stammt. Diese Sehnsucht nach einer anderen Heimat oder einem Ort mit dem sie sich wirklich identifiziert bestimmt einen Großteil ihrer Jugend.
Kristyna Baczynski gibt den verschiedenen Phasen von Flints Leben unterschiedliche Töne, mal Orange, mal violet oder pink. Jede dieser Farben passt zur aktuellen Situation und funktioniert ganz ausgezeichnet im Zusammenspiel mit den unglaublich detaillierten und vielfältigen Zeichnungen von Baczynski. Retrograde Orbit ist eine große Freude, die auch emotional nicht ohne Gewicht daher kommt.
Mein absoluter Lieblingspanel ist ein gemeinsames Essen mit Großmutter, Mutter und Flint. Die Großmutter ist absolut zufrieden mit ihrem Essen, die Mutter schaut auf ihre Tochter, mit einem Blick voller Stolz und Flint genießt das Essen in vollen Zügen.
Retrograde Orbit kommt mit großer Empfehlung für eine Geschichte, die für Menschen mit Migrationserfahrung sicherlich noch mal eine andere und tiefere Bedeutung mitbringt.
Ich habe das Buch via Blackdog Comics gekauft. Das KuKa hat es noch am Start und ihr könnt es bei der Künstlerin selbst erwerben. Ich unterstütze sie außerdem via Patreon.
Lesezeichen
Zum Ende des Jahres mache ich immer eine große Playlist mit allen Alben, die im besagten Jahr erschienen sind und sich in meiner Sammlung befinden. Gerade läuft SALES, gleich kommen die Muncie Girls und danach Mitski. Mal schauen wo es noch so hingeht.
- Eine 97-jährige Park Rangerin hat keine Zeit für Bullshit
- Hillary Clinton ist der Meinung, dass weniger Migrant*innen die Lösung für rechte Probleme in Europa seien. Uff.
- Why Native American Heritage Month can actually be a nightmare for Native people
- Faszinierendes Porträt einer Twitch Streamering mit Tourettes und ihren vielleicht etwas zu fantasiereichen Hintergrund. Die Auseinandersetzung mit dem „ist das echt“ ist spannend…
- Selbstgemachte Dungeons & Dragons Karten
- In defense of Puns / Unter anderem darüber, dass der Apfel in der Geschichte von Adam und Eva eher ein Wortspiel, als gute Übersetzung ist
- Tech Bros und Sauerteig Brot / Ich hätte nie gedacht, dass Backen so kompliziert werden könnte…
- Wer hätte gedacht, dass die Pizza, die ein Roboter backt, nicht schmeckt? Investiert wird trotzdem wie blöde.
- Ein Tag im Leben eines Bagel Bäckers / faszinierend und beeindruckend, ich höre auf mich über 8 Stunden Tage zu beschweren und habe Lust auf ein Bagel
- Kommendes Wochenende ist wieder Zine Fest!
- What happened to Venezuela isn’t so simple / sehr cooler Comic über die politische Situation in Venezuela und einen Vergleich mit den USA
- A College Degree more than 15 Years in the Making / wundervoll geschrieben und absolut faszinierende Geschichte einer Frau auf der Suche nach einem Abschluss und einem erfüllenden Arbeit, große Empfehlung!
- super coole Doku über eine anarchistische Kommune in Kanada. Lasst euch nicht von der Überschrift abschrecken.
In The Vanishers Palace von Aliette de Bodard
In The Vanishers Palace ist ein bisschen länger als eine Novelle und erzählt eine Art von „Schöne und das Biest“ Geschichte. Vor Jahrzehten kamen die „Vanishers“ auf die Erde, sie heißen so, weil sie nachdem sie mit Bevölkerung, Natur und allem anderen experimentiert haben, wieder verschwunden sind. Sie haben eine zerstörte Erde voller Gefahren, Viren und unangenehmen Gesellschaften hinterlassen. Yên ist die Tochter einer Heilerin, sie ist eine gescheiterte Gelehrte und verdient sich ihre Daseinsberechtigung im Dorf damit, dass sie ihre Mutter unterstützt und den Kindern im Dorf Lesen und Schreiben beibringt. Um eine besonders schwierige Heilung durchzuführen ruft ihre Mutter Vu Côn, eine der letzten noch auf der Erde wandelnden Drachen, zur Hilfe. Yên wird an den Drachen gegeben, um für die Heilung zu bezahlen. Entgegen ihrer Erwartung wird sie weder gefressen noch gefoltert, sie soll die Kinder des Drachens unterrichten.
Von hier aus entwickelt sich eine vorsichtige Liebesgeschichte, die sich bewundernswerter Weise auf ehrliche Art und Weise mit dem vorhandenen Machtgefälle auseinandersetzt. Und dann sind da noch die Kinder von Vu Côn, Zwillinge, die vielleicht mehr sind, als vermutet. All das in einem „Schloss“, dass sich vielleicht als Hogwarts hoch 75 mit Horrorelementen beschreiben lässt. Türen sind mal vertikal, mal horizontal, Entfernungen relativ und generell scheint es das ehemalige Zuhause der Vanisher mit der Realität nicht so genau zu nehmen.
Aliette de Bodard hat mit In The Vanishers Palace ein beeindruckendes Buch geschrieben. Es steht mit beiden Beinen fest in vietnamesischer Kultur. Ein Faktor, den ich bei Fantasy bisher nur in einem anderen Buch von Bodard gefunden habe. Es ist erfrischend nicht-westliche Fantasy zu lesen. Die Beziehung zwischen Yên und Vu Côn ist sicher beschrieben und behandelt die Fragen, die „Die Schöne und das Biest“ mit sich bringt, mit Respekt. Anders als bei Naomi Noviks Uprooted beispielsweise ist es ein Faktor, dass Yên Bedienstete ist. Außerdem geht es um Selbstbestimmung und darum, dass privilegiertere Personen Entscheidungen für andere treffen, ohne zu fragen.
De Bodard hat ein Art Dinge zu beschreiben die blumig ist, aber nicht zu ausschweifend. Sie ist nicht blumig und vielseitig, um blumig zu sein, sondern weil es passt. Blumig ist sicherlich nicht das richtige Wort. Umfassend und eindrücklich sind passender. Trotz der beeindruckenden Beschreibungen des Schlosses, der Drachen und der Situationen in denen sich Yên wiederfindet, hat das Buch keine unnötigen Längen. Es ist genau so sehr richtig, wie es ist.
Ich habe mir das Buch gekauft. Es dauert rund zwei Wochen bis es da ist, wenn ihr es bestellt, ich empfehle daher eher ein eBook. Das dürfte preiswerter und schneller gehen.
It’s a Wrap!
Werte Menschen, die ihr das hier lest. Danke dafür! Fehlt euch noch was? Könnte ich noch was anders/besser machen? Ich habe Lust das hier besser zu machen und würde mich über Feedback freuen!
Habt eine feine Woche und lasst euch nicht ärgern. Und, wenn ihr extra cool sein wollt, dann abboniert doch den WEEKLY PLANET als Newsletter.