15.183 Songs. Das sind zu viele. Das kann ohne schlechtes Gewissen gesagt werden. Warum bauen wir uns solch große Bibliotheken von Dingen auf die wir nicht so konsumieren können, wie sie es vielleicht verdienen? Es gibt da diesen einen Moment. Wenn zufällig ein Song, ein Album ins Auge fällt und ganz plötzlich Erinnerungen und Gefühle wiederkehren, die lange vergraben waren.
The Aggression Scale ist ein brutaler, low-budget Film über einen Jungen der die Kevin Allein zu Haus Sache auf die absolute Spitze treibt. Der Film übt eine stille und üble Faszination auf mich aus.
Während den Credits läuft ein Song der von Julie Christmas gesungen wird. Dann geht es zurück in die Bibliothek und die Suche beginnt. Gefunden ist dann bald eine Band namens Battle of Mice die eine unglaubliche Härte mit stillen und immer wieder explodierenden Gesängen verbinden. Nichts was ich oft höre, aber wenn es dazu kommt, dann versinke ich. Also sind das vielleicht doch nicht zu viele Songs. Wer weiß das schon. Mich davon trennen ist auch auf keinen Fall drin.
Been Afraid
Über meinem Laptop, etwas weiter oben an der Wand, hängen zwei Karteikarten. Eine sagt: „Don’t Discard„. Die Andere sagt: „Don’t fail college for rock n‘ roll“. Wenn man dann nach links wandert kommt eine ALEX Postkarte auf der steht #machdochwasduwillst. Das ergibt eine gute Mischung.
Ich habe heute einen Menschen getroffen der mit 14 auf seine erste Tour gegangen ist und irgendwann, viel früher als das, wusste was er mal werden will. Dann hat er das durchgezogen.
Ich werde immer ein wenig neidisch, wenn ich Menschen treffe die so ganz genau wissen was sie wollen. Die wissen was sie antreibt, wo sie hinwollen, was sie erfüllt und was sie glücklich macht. Das macht das Leben nicht unbedingt leichter, aber dieser Antrieb, diese Energie, der Wille, den wünsche ich mir an diesen Tagen an denen ich nur in die Leere starre.
Dann gehts raus, ne Runde um den Block und mit frischer Energie zurück in die Burg.
das Bild kommt von der Rückseite von Island #5 – designed by Amy Clare.
An Ode to the Nite Ratz Club
Das Musik Geschichten erzählen kann, das sollte uns allen klar sein. Das Musik bewegende Geschichten erzählen kann, ist klar, kommt aber seltener vor. Und das Musik dafür sorgt, dass man stehen bleibt und nicht weitergeht bis ein Lied vorbei ist, das ist sehr selten. Dieser Moment in dem ein Song „Klick“ macht. An diesem Moment gewinnt nicht nur der Song an Sinn und ich merke, dass ich ihn vorher nicht richtig wahrgenommen und verstanden habe. Danach gilt es den Song überall einzubauen, er wird das Bild seiner Band.
Ich will auch diese Abenteuer erleben. Vielleicht hat mich das Lied deshalb so mitgenommen. The Hotelier haben danach nicht aufgehört solche Songs zu schreiben, aber diese persönliche Bedeutung haben sie nicht wieder erreicht.
Slaying A Paper Tiger
Ein Album, das per Definition der Vergangenheit angehört. Die Band ist inzwischen eine ganz andere, als die, die ich damals im Torbogen neben dem Schokoladen interviewt habe. Das war eine unglaublich fantastische Nacht mit tollen Menschen. Und das ist ein Song, der mich immer wieder mitnimmt. Es gibt einige Bands da muss ich einfach das ganze Konzert über grinsen. Die machen mich glücklich. Also Prawn den hier ausgepackt hat, am Ende ihres Sets letztes Jahr im Cassiopeia, da war ich auf Wolke Sieben. Ganz weit oben. Da bin ich ohne Scham Fanboy.
Der Song heißt übrigens so, weil in dem Proberaum der Band (die Garage der Mutter des Sängers) ein Poster hing. Auf dem stand „Slay the Paper Tiger“, irgendwas mit weniger Papier am Arbeitsplatz oder so. Mit dem Song an sich hat das nichts zu tun.
Empfohlene Abendgestaltung
April
06.04. Jeff Rosenstock & Great Cynics @ Cassiopeia
08.04. Battles @ Astra Kulturhaus
14.04. Scott Yoder @ Schokoladen
14.04. Knuckle Puck, Boston Manor & Seaway @ Musik & Frieden
14.04. Brian Fallon @ Astra Kulturha
18.04. Brothers in Law @ Schokoladen
19.04. Viva Belgrado @ Tiefgrund
19.04. Modern Baseball + Pup + Three Man Cannon @ Cassiopeia
22.04. Uncle M Fest w/ Muncie Girls, Foxing, TTNG, The Bennies, Goodbye Fairground, Twin Red @ Cassiopeia
23.04. Isolation Berlin @ Bi Nuu
27.04. The Hotelier + Rozwell Kid @ Cassiopeia
Mai
02.05. Mouse on the Keys @ Bi Nuu
12.05. Town of Saints @ Privatclub
19.05. The Coathangers @ Badehaus Szimpla
Being Boiled
Platten sind ne interessante Angelegenheit. Obsolete Plastikscheiben die irgendwie Faszination ausüben, eine Nadel die Staub vor sich herschiebt, ein großes klobiges Gerät, dass immer mit absoluter Vorsicht bewegt und behandelt werden will. Bei ALEX Berlin gibt es einen DJ Tisch, zwei Plattenspieler und zwei CD Spieler mit Plattentellern, damit man auch bei ner CD scratchen kann. Um das Ding zu verstehen wollte ich mir von meinem Vater ein oder zwei Platten ausleihen. Er hat mir unter anderem Being Boiled von The Human League in die Hand gedrückt. Ein faszinierendes Stück Musik.
Here’s Looking At You, Kid
The Gaslight Anthem sind irgendwann auf meinem Rechner gelandet, weil ich mir von einem guten Freund Musik gezogen hab. Wie man das halt so macht.
The ’59 Sound war der erste Song den ich von der Band aus Jersey hören durfte. Irgendwann war ich dann bei einem Konzert in der Columbia Halle, Chuck Ragan war Vorband, und hatte die Zeit meines Lebens. „Angry Johnny & the Radio’s“ Mosh Pit wird mir auf ewig in Erinnerung bleiben und alle die es nicht wissen wollten, mussten hören wie toll dieser Moment war in dem alle zusammen gerannt sind.
Dann habe ich Sink or Swim für mich entdeckt, ein wenig Zeit mit American Slang verbracht, Handwritten am ersten Tag in den USA gekauft und Get Hurt beinahe gar nicht mitbekommen. Live waren sie trotzdem immer großartig, ob im Ramones Museum oder wieder in der Columbia Halle. Das vorerst letzte Konzert der Band in Berlin habe ich verpennt.
Da ist jedoch dieser eine Song. Ganz am Ende von The ’59 Sound, der irgendwann ganz anders zu mir gesprochen hat. „Here’s looking at you Kid“ ist voller Wärme, Trauer und einer guten Ladung Wahrheit.