REVIEW: MY SOLO EXCHANGE DIARY VON NAGATA KABI

In Bücher zum Lesen by LeleLeave a Comment

My Solo Exchange Diary ist die Fortsetzung von My Lesbian Experience with Loneliness von Nagata Kabi. Beides sind Manga voller Drama, Traurigkeit und tiefsten Seufzern. Sie setzten sich eindrücklich mit Depressionen und mentalen Krankheiten auseinander. Es folgt eine kleine Review zu besagtem Buch.

Ein „Solo Exchange Diary“ ist ein Tagebuch, das eine Person an sich selbst schreibt. Es ist als ob ich einen Brief an mich selbst schreiben würde. Nagata Kabi schreibt an sich selbst, versucht sich selbst aus ihrer Depression und ihren Problemen zu hieven. Sie beschreibt ihre Abhängigkeit von ihren Eltern und spezifisch ihrer Mutter in ergreifenden Details, zeichnet sich an den Beinen ihrer Eltern nagend. Sie versucht von ihren Eltern loszukommen, alleine zu wohnen und auf eigenen Beinen zu stehen. Die Seiten in denen sie beschreibt wie ihr Körper auskühlt, weil sie keinen körperlichen oder sozialen Kontakt zu anderen Menschen hat, sind schwer zu ertragen. Danach ihre Beschreibung einer unabhängigen Person zu lesen, in ihren Augen eine Person die sich auf andere Menschen verlassen kann und auf die sich andere Menschen verlassen, ist eine Kombination die im Magen zu schmerzen droht. Kabi versucht verzweifelt, sich selbst dazu zu motivieren, aus ihrer Grube zu steigen, schafft es und findet neue Probleme. Unter anderem in ihrem neu gewonnenen Erfolg, den ihr das erste Buch My Lesbian Experience with Loneliness gebracht hat. Die Reaktionen ihrer Familie, die so lange gefordert haben, dass sie einem „ordentlichen Job“ nachgehe, sind verhalten oder beinahe aggressiv. Dazu kommen die Konfrontation der Eltern mit ihrer sexuellen Orientierung und natürlich das Cover des Manga, das auch diesmal den Anschein erweckt Mensch würde Pr0n lesen. Sie reflektiert all das und viel mehr, ist gefangen in ihrer Depression und schreibt sich einen abschließend motivierenden Tagebucheintrag nach dem anderen.

Aus My Solo Exchange Diary von Nagata Kabi via Seven Seas Entertainment

Die Tatsache, dass all das auf einem Tagebuch basiert ist Fluch und Segen zugleich. Das Tagebuch erscheint ehrlich, bedrückend und ernst. Es kommt mir vor als ob die Zeichnungen später dazu kamen und selten in sich Geschichten erzählen. So ist das weniger ein herkömmlicher Comic, in dem Bild und Zeichnung gemeinsam eine Geschichte erzählen oder mal nur Bilder sprechen. My Solo Exchange Diary würde auch in einfacher Textform funktionieren, aber sicherlich viel einbüßen. So wenig die Zeichnungen alleine stehen, so wichtig sind sie doch für das Buch. Sie illustrieren Gefühle, geben Aussagen Gewicht und bleiben stecken, während die Worte verblassen. Besagtes Bild in dem Kabi an einem elterlichen Bein nagt, kommt mir immer wieder ins Gedächtnis. Im Nachhinein bin ich an Sketchnotes erinnert, vielleicht ist das eine gute Beschreibung für große Teile des Buches. Für mich funktionierte das manchmal mehr und manchmal weniger. Es gibt Momente in denen sich Bild und Text perfekt ergänzen und andere in denen die Kombination verwirrt.

Wer mit dem ersten Werk von Nagata Kabi etwas anfangen konnte und vielleicht so wie ich in der Bahn saß und tief seufzte, wird auch mit dieser Fortsetzung eine Art Katharsis oder einen tiefen Fall erleben. Mich hat My Solo Exchange Diary zum Denken angeregt, ich habe Verbindungen zu Der Ursprung der Liebe von Liv Strömquist gezogen und über meine eigenen Abhängigkeiten nachgedacht. Sei es die zu Feedback, zu Familie oder zu Freund*innen. Ich habe mich in einigen wenigen Abschnitten wiedergefunden und schaue mal was ich da mache. My Solo Exchange Diary ist wichtig und ich bin dankbar es gelesen zu haben. Depressive Comics ahoi, wenn es einen Preis in dem Bereich gibt, dann nominiere ich Nagata Kabi.

My Solo Exchange Diary von Nagata Kabi ist bei Seven Seas erschienen. Die Kopie habe ich selbst erworben. Jeder gute Buch/Comicladen sollte den Manga haben.

@KalleBlomquist

Lele

Wurde von einer Horde wilder Otakus aufgezogen und hat sich danach der westlichen Comicwelt gewidmet. Leles Spinnensinn klingelt wann immer jemand fragt „Warum heißt er eigentlich BATman, wenn er doch eigentlich der Gute ist?“. Er bringt eine umfangreiche Erfahrung in der Comicindustrie mit und die teilt er gerne mit jedem, egal ob er nun davon hören will oder nicht. Immer gut gelaunt spezialisiert sich Lele neben den Comics vor Allem auf Musik. Falls es eine japanische Underground-Band gibt, in der 4 Schulmädchen auf Gummihühner die Werke Mozarts nachspielen, so hat Lele schon ein Interview geplant, ein T-Shirt der Band im Schrank und ein Tattoo der Frontsängerin auf seinem Knöchel. „Also ich habe ja die Bücher gelesen…“ – Lele Lucas

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