Eben hat es wie wild geschüttet. Gerade rechtzeitig haben wir alles unterstellen können und sitzen nun, im erneuten Sonnenschein, auf einer Veranda. So lässt es sich leben. Das hier ist der WEEKLY PLANET #59. Bald gehen wir in Rente! Aber das dauert, ebenso wie es gedauert hat dieses Ding hier zu schreiben. Entschuldigt die Pause!
DRAGONS EAT EVERYTHING UPDATE
Das Interview mit den Steaming Satellites ist online. Es ging von der Band zu Infinity War. Das Gespräch über Wildes Herz ist auch auf der Website. Paula ist Fan des Films über Monchi von Feine Sahne Fischfilet. Außerdem gibt es inzwischen die zweite und dritte Folge NERD FEUILLETON! Ich denke sie sind Maurice und mir ziemlich gut gelungen. Die Spotify Master Playlist wurde aktualisiert. Die Playlist für #130 gibt es hier, #131 hier.
The Midnight Line von Lee Child
Ah, Jack Reacher, wie unkompliziert unterhaltsam du doch bist. Groß, stark, ehrlich, durchaus politisch und so schön direkt. Ich lese diese Bücher unheimlich gerne, weil sie eine Art von Eskapismus erlauben, der es schafft gruselig und mächtig zu gleich zu sein. Im aktuellsten Reacher geht es um Heroin, Oxy und Veteran*innen, die abhängig aus dem Einsatz entlassen werden. Es geht um die Sicherheit der Institutionen, die den Drogenhandel überwachen, alles im Blick zu haben. Natürlich haben sie nicht alles im Blick. Die Opioid Krise in den USA ist beeindruckend in ihrer Macht und Grausamkeit. Lee Child schafft ein Portrait, dass seine Wurzeln zwar in Reachers großen Fäusten hat, aber genug Meinung hat, um zum Nachdenken anzuregen. Diese Bücher waren noch nie die am schönsten geschriebenen, oder die tiefsinnigsten Krimis. Sie haben dennoch etwas zu sagen und unterhalten wirklich gut.
Ich durfte ein Leseexemplar lesen.
Sich abwenden
Brandon Graham ist ein Comic Künstler, der mich stark beeinflusst hat. King City ist der Hammer, Multiple Warheads ein Meisterwerk. Und Island hat eine große Welle an Anthologien losgetreten. Ich habe mir Comics nur gekauft weil Graham eine oder zwei Seiten in ihnen hatte und bin ihm auf diversen Social Media Kanälen fleißig hinterhergedackelt, das komplette Packet. Vor kurzem hatte Carta Monir, ihrerseits Comiczeichnerin, trans, und sehr engagiert in diversen Teilen der Comicszene, Vorwürfe gegenüber Graham geäußert. Es ging dabei um übergriffiges Verhalten, Manipulation und generelles Wiederwärtigsein, gerade gegenüber Transfrauen. Ich muss zugeben unsicher gewesen zu sein. Hier ist eine mir unbekannte Person auf der einen und eine mir vertraut vorkommende Person auf der anderen Seite. Hier standen Vorwürfe diverser Menschen gegen ausweichende Kommentare eines einzelnen und Verteidigungen durch Menschen in seinem Umfeld. In den letzten Tagen gab es Aussagen von eben diesen Menschen, die ihn erst noch verteidigt hatten, namentlich war es Sarah Horrocks, die sich explizit distanzierte und der Sache eine neue Perspektive gab. An dieser Stelle wird es für mich sogleich komplizierter und einfacher. Komplizierter, weil mir ein Spiegel vorgehalten wird und mir klar wird, dass ich Menschen nicht geglaubt habe und ihnen nicht glaube wollte. Einfacher, weil ich jetzt aus weiteren Kreisen Bestätigung habe und weiß, dass es okay und wichtig ist, mich abzuwenden. Es fühlt sich kacke an. Es ist kurios wie eine solche Verbindung über Comicseiten hinweg entsteht und über Twitter gebrochen werden kann. Graham hat inzwischen seinen Twitter Account gelöscht, ist dann für einen verwerflichen Versuch Schuld umzuwälzen wiedergekommen und scheint jetzt entgültig dem Netzwerk entsagt zu haben. Nick Hanover fasst die Sache bei loser-city bestens zusammen, er nimmt auch Bezug auf die Ebene des Missbrauchers (Abuser) und macht damit absolut klar, was für Beziehungen hier bestanden und warum es wichtig ist, sich ihnen abzuwenden. Also heißt das für mich? Keine Brandon Graham Comics mehr kaufen. Aber wie sieht das mit den Menschen aus, die Comics produzieren und ihn decken. Kann ich weiter Flavour von Joe Keating (et al.) lesen, auch wenn Keating der Meinung ist, dass Graham ein Spitzentyp sei? Und kann ich immer mal wieder King City lesen? Letzteres möchte ich gerne, der Comic ist, unabhängig von der Person, sehr gut und ich denke immer noch viel von ihm lernen zu können. Ich muss mir nur die richtigen Dinge aussuchen.
Links, zwo, drei, vier…
Ich habe jetzt zwei Wochen lang keinen WEEKLY PLANET geschrieben, sonderlich viele Links haben sich trotzdem nicht gesammelt. Geht so:
- You don’t have the right to believe whatever you want
- The Rage of Incels
- Why more manga “for boys” need to treat their girls better.
- Katzenfiguren in Mechs
- Über die Lügen die Mütter erzählen
- Eine Kurzgeschichte über die Emails in denen Menschen versuchen sich zu entschuldigen
- Mit Kritik umgehen
- Rebecca Solnit über Sex, Incels und Kapitalismus
- GDPR Hall of Shame
- Wunderhübsche Fotos von Jupiter
- Wie Sexgeräusche in Filmen erzeugt werden, die Sache mit dem Wischmop wird nie alt
- Über Pitches für Bücher, die sich alle nicht von Trump lossagen können
- Hayley Williams (Paramore) über Depressionen und psychische Gesundheit, das letzte Album von Paramore, After Laughter, ist ein tragisches Meisterwerk. Ich liebe es.
- Branwyn Bigglestone war Finanzmensch bei Image Comics, hat da jetzt aufgehört, und erklärt wie das mit Finanzen und Comics so läuft. Oft nicht gut.
Ein Interview mit Jordan B. Peterson. Fuck that dude.
Violent attacks are what happens when men do not have partners, Mr. Peterson says, and society needs to work to make sure those men are married.
“He was angry at God because women were rejecting him,” Mr. Peterson says of the Toronto killer. “The cure for that is enforced monogamy. That’s actually why monogamy emerges.”Jordan B. Peterson im Interview mit der NYT
Enforced Monogamy. Fuck that dude. Erzwungene, monogame, Ehe. Männern die aus verschiedensten Gründen keine Partnerin finden, eine zuteilen. Hat da jemand die Frauen gefragt? Es ist mir an diesem Punkt egal, ob Peterson vielleicht auch mal gut argumentiert oder sinnvolle Dinge gesagt hat. Wer mit solchem Scheiß anfängt ist disqualifiziert und das kann ich besten Gewissens sagen, ohne ein anderes Interview mit ihm gesehen oder einen Vortrag gehört zu haben.
Das Beste vom Rest
Malcom Gladwells Revisionist History ist wieder da und die ersten Folgen sind mal wieder sehr gut. Die Ear Hustle Folge über Insassen, die auf den Tod warten, war schaurig gut. Ich höre mich langsam durch Radiolab Folgen durch, die sich ansammeln. Das neue Ghost Album ist toll.
Lasst euch nicht ärgern. Öffnet das Fenster, schaut mal raus, schüttelt die Haare aus. Umarmt die Menschen, die euch wichtig sind, denn vielleicht gehen sie nach Wien, um da zu arbeiten und dann sind sie weg und ihr stellt fest, dass da jetzt ein Lücke ist. Vergesst Handtuch und Erdnüsse nicht. Bis bald.