Hallo aus einer Wohnung umgeben von Friedhöfen und Kleingartenanlagen. Hallo aus einer Wohnung mit viel Sonne, einem Balkon und viel zu harten Wänden. Die Tastatur ist zerflossen. Hallo von einem neuen Ort, der sich immer noch im Umbau befindet. Volle Kisten gibt es keine mehr. Dafür leere Obstkisten. Ist es okay, die einfach zu Allnatura zurückzubringen?
Ich habe einen Fehler zu berichtigen. In der letzten Ausgabe habe ich von einem neuen Müllgesetz in Singapur berichtet und Shanghai geschrieben. Das tut mir leid, danke an Roman für den Hinweis zwischen zwei Sommerrollen.
DRAGONS EAT EVERYTHING UPDATE
- NERD-FEUILLETON #31 dreht sich um Stranger Things Staffel 3 und um diverse Marvel/Disney Ankündigungen. Ich war leider nicht dabei, Umziehen und Internet gingen leider nicht Hand in Hand. Maurice und Clemens waren von der aktuellen Stranger Things Staffel wenig begeistert, haben sie aber trotzdem bis zum Ende durchgehalten. Hören könnt ihr hier.
- ALL YOU CAN EAT #161 war voll von guter Musik. Duh. Die Playlisten werden nachgeliefert und landen dann auf der Website.
- Im letzten NINJA PIRATE PODCAST haben Paula und Maurice sich vom neuen CATS Trailer erholt, von Spider-Man: Far from Home geschwärmt und den Umzug auf das britische Landhaus Downton Abbey abgewogen.
Jack Reacher walks into a town – Past Tense von Lee Child
In der letzten Ausgabe seines sehr seltenen Newsletters beschreibt David Brothers die Anziehungskraft von Jack Reacher nahezu perfekt. „Competency is attractive. […], when Jack Reacher is great at figuring out how to hurt people who need hurting.“ Reacher ist für mich eine Art Reinigungsmittel und ein Lückenfüller. Wenn ich eigentlich lernen muss und mich ablenken möchte, dann sind die Bücher von Lee Child großartig. Sie verlangen nicht viel. Es gibt nicht viel nachzudenken. Wenn ich möchte, dann kann ich mir moralische Bedenken über Reachers liberalen Umgang mit dem Leben anderer machen oder versuchen vorherzusehen, wohin die Geschichte geht. Das gute ist, dass Lee Child selten gemein zu seinen Leser*innen ist. Am Ende kommt der Held ohne zu großen Schaden aus der Sache und er wird mindestens einem Arschloch ordentlich eins ausgewischt haben. Je nach Grad des arschigseins lebt diese Person noch oder eben nicht. In der realen Welt ist das genau so fragwürdig, wie jeder andere Superheld. Hier ist es aber geschriebenes Wort. Ohne viel drumherum, ohne Trara. Einfach pure Unterhaltung, für die Menschen die Lust auf den einen Typen haben, der allen Arschlöchern zeigt, wo es lang geht.
Der aktuelle Reacher heißt „Past Tense“. Er war etwa genauso gut wie „The Midnight Line“ im Jahr davor, nur deutlich weniger politisch aufgeladen. Reacher wühlt in seiner Vergangenheit und dem Leben seines Vaters und ein paar kanadische Reisende landet in den Fängen von bösen Jagdfetischisten. Der Plot war ein wenig vorhersehbar, aber die Ausführung hat gestimmt. Meines Erachtens kam eine Enthüllung etwas zu früh. Ich hätte gerne gelesen, wie Lee Child noch tiefer in das Horrorelement des Buches wandert. So sind seine Hinweise auf wichtige Dinge manchmal etwas wiederholend und jede nette Sache, die die beiden Reisenden machen wird mit „because they are Canadian“ kommentiert. Beim ersten Mal cool, beim dritten nicht mehr so sehr. Für diese heißen Tage dennoch das richtige.
Ich habe ein Leseexemplar gelesen, danke dafür!
Lesestoff
- Craig Mod schreibt über schnelle Software.
- In einem Interview mit bigecho spricht Tim Maughan (Infinite Detail) über seine Art Charaktere zu schreiben:
Real people don’t have character arcs, or simple motivations, or background stories to be revealed in a prequel – those things are inventions of the entertainment industry. They’re marketable tropes. Real people are far more nebulous, complicated, they live far more in the moment and without definable meaning. They can’t be summed up on a character sheet. As such it feels dishonest — for me at least — to try and write characters that way. Instead I feel more comfortable providing the reader with glimpses into their lives, allowing them to tag along with them in their day to day routines, to let them piece things together and make their own decisions about them. That’s how we interact with most people we meet, if we’re honest: we never really, deeply know that much about them, we can just observe and judge, rightly or wrongly. It’s the best we can ask or hope for, beyond close friends or lovers. We’re not entitled to anything more. I quite like the idea of the same being true about the characters in my books. But maybe I’ll change my mind.
Ich finde die Idee, dass ein Charakter in einem Buch oder einer Geschichte keine „Entwicklung“ durchmachen muss faszinierend. Logisch ist sie auch, wenn die Geschichte nur über eine kurze Zeit stattfindet, dann kann ich nicht erwarten, dass sich ein „Mensch“ verändert. Ich denke dann an Serien oder an Bücher von denen ich erwarte, dass sie mir eine Entwicklung präsentieren. Ich habe das noch nie hinterfragt. Es ist immer Teil der Unterhaltung, im NERD FEUILLETON oder in den Besprechungen von Serien/Filmen geht es immer um die Entwicklung eines Charakters. Wenn sie nicht stattfindet, dann ist das ein Minuspunkt. Aber muss sie stattfinden? Das Zitat habe ich über diesen Blog gefunden.
- Bleiben wir bei Tim Maughan. Hier geht es um Science Fiction Autor*innen, die dafür bezahlt werden Firmen Tipps über die Zukunft zu geben. In der selben Richtung argumentiert Cory Doctorow in seiner aktuellen Locus Kolumne Fake News is an Oracle.
- „Mindfulness“ ist scheinbar eine 4.2 Millionen Dollar Industrie. Es ist lukrativ den Menschen zu sagen, dass die Lösung für Probleme in ihrem Kopf und nicht in der Gesellschaft oder Politik liegen.
- Colson Whitehead in einem Interview über sein aktuelles, sehr gutes Buch The Nickel Boys (Review im 103. WEEKLY PLANET).
- „Community“ als schlechte Metapher im realifemag
Outro
Yay, Internet. An dieser Stelle möge Mensch Gedanken über Abhängigkeit und Notwendigkeit von Internet einfügen, oder auch nicht. Der WEEKLY PLANET geht weiter. Nächste Woche wird es mal wieder regnen. Also bleibt wach, gönnt euch viel Wasser, gerne auch in Melonenform und genießt was es zu genießen gibt.
Bis bald.