Auf den Ohren sind die Idles mit ihrem aktuellen Album „Joy as an Act of Resistance“ und hot dang sind die gut. In diesem WEEKLY PLANET geht es um Mothering Sunday von Graham Swift und Our Women on the Ground von Zahra Hankir et al. Es geht aus dem gutbürgerlichen Großbritannien nach dem ersten Weltkrieg nach Syrien. Dazu liefere ich wie immer Lesestoff und schöne Bilder. Los gehts!
DRAGONS EAT EVERYTHING UPDATE
Heute war Redaktionstreffen. Ich berichte: wir machen Sachen. Der allseits beliebte Game of Thrones Podcast wird zurückkehren. Außerdem sind da noch ein paar andere schöne Sachen am Horizont. Das ALL YOU CAN EAT Interview der Woche war ein Gespräch mit Mutiny on the Bounty. Im ANDEREN MITTWOCH habe ich von der neuen Blood Command Ep geschwärmt. Und am Freitag haben Paula und ich intensiv über Disney+ philosophiert.
Die Fahrt
Ich fahre rund eine Stunde lang zur Uni, vier Tage die Woche. In dieser Zeit höre ich entweder Musik, meist morgens, höre Podcasts, nachmittags, oder lese mein aktuelles Buch. Bisher bin ich für letzteres noch nicht zu müde.
Bücher
Ein Buch diese Woche war Mothering Sunday von Graham Swift. Es ist sehr kurz und sicherlich als literarisch wertvoll einzustufen. Ein Buch, dass ich durchaus Schüler*innen in die Hand drücken würde. Zum einen, weil es ein wohlhabendes Großbritannien im Jahr 1924 sehr gut beschreibt, zum anderen, weil es den Unterschied zwischen Klassen zur besagten Zeit ohne großen Firlefanz darstellt. Es geht um eine Affäre, den letzten Tag eben dieser, um stille Regelverletzungen, stille Arbeit und die Kraft von Büchern und Wörtern. Dennoch passiert nicht sonderlich viel. Es ist eben nur ein „Mothering Sunday“, an dem die Angestellten der Häuser ihre Familien besuchen dürfen, oder eben die Söhne anderer Familien. Das Buch ist sehr schön geschrieben.
Aktuell lese ich Our Women on the Ground. Es ist eine Essaysammlung arabischer Journalistinnen, die aktuell über die arabische Welt berichten oder es mal getan haben. Zusammengestellt wurde die Sammlung von Zahra Hankir, mit einem Vorwort von Christiane Amanpour. Heilige Scheiße. Die Essays sind fantastisch, aber sie zeigen mir auch wie wenig ich über die diversen Konflikte des Raumes weiß. Die verschiedenen Autorinnen sparen nicht an Details, wenn sie über die letzten Kriege im Irak oder die Entwicklung der Ereignisse in Syrien schreiben. Ihre Geschichten unterscheiden sich in ihren Anfängen, manche sind in Damaskus oder Beirut aufgewachsen, andere in kleinen Orten in England. Durchgehend hat sie die Geschichte ihrer Familien oder ihre Arbeit als Journalistinnen in die Konflikte gezogen. Das Buch erinnert mich an den Film Capernaum, der mich auch auf eine Art und Weise machtlos hinterlassen hat, die wirklich beschissen ist. Aber ich denke genau dieses Gefühl muss für irgendetwas gut sein. Was das genau ist, das weiß ich noch nicht. Ich hoffe es irgendwann herauszufinden.
Mothering Sunday habe ich in einer Büchertauschkiste auf dem Markt um die Ecke gefunden. Es dürfte jedoch ohne Probleme im lokalen Buchladen zu haben sein. Auf Deutsch heißt es „Ein Festtag“ und ist bei dtv erschienen. Our Women on the Ground liegt als Leseexemplar auf meinem Tisch und wird voraussichtlich am 06.08.2019 bei Penguin Randomhouse erscheinen.
Podcasts
An Podcasts genieße ich gerade Ashes Ashes, sobald eine neue Folge erscheint. Daniel Forkner und David Torcivia nehmen sich in jeder Folge ein globales oder lokales Thema vor. Die Wesbite verspricht folgendes: „Ashes Ashes is a podcast about the end of the world. These are tales of systems out of control, environmental collapse, and ultimately a broken world. Through deep research, knowledgable guests, and historical anecdotes, Ashes Ashes brings light to failures that are often ignored or hidden just out of sight. With each story we hope to inspire action towards fixing these problems – while we still have time to. Every episode is lovingly researched and crafted because we care, because we’re optimists, and because we want a better world.“
Und das Versprechen halten sie auch. Daneben ist jeden zweiten Sonntag eine neue, alte Folge Scene on Radio Pflicht. Aktuell läuft hier eine Wiederholung der „Seeing White“ Serie, die sich mit Rassismus, der Erfindung von „Weiß“ und weiteren systemischen Ungerechtigkeiten auseinandersetzt. So gut und umfangreich wird das Thema sonst kaum angegangen. Sehr gutes Radio.
Lesestoff
- How Indie Artists actually make money in 2019 / Kurze Interviews mit mehr oder weniger großen Künstler*innen, die ihre Nebenberufe beschreiben. Am Ende eher ernüchternd.
- Why the cool kids are playing Dungeons & Dragons / Annalee Newitz über die Vorzüge eines gemeinsamen Spieleabends. Sie fasst das ganz gut zusammen.
- Game of Thrones is not Medieval / Spannende Einordnung der Serie in die Menschheitsgeschichte, hier und da wurde sich bedient. Aber wirklich „mittelalterlich“ ist die Serie nicht. Guter Stoff für die kommenden Unterhaltungen, wenn die Serie wieder losgeht.
- Eastern European Movies / Eine Art Netflix für Osteuropäische, alte Filme. Geht auch ohne zu bezahlen, dann aber mit Werbung. Da sind bestimmt ein paar Schätze dabei!
- SudanSyllabus / Im Sudan geht es gerade drunter und drüber. Das scheint mir wie eine gute Resource für mehr Informationen. „Sudan Syllabus focuses on Sudan as seen by Sudanese, emphasizing visual, material, gendered, oral, educational, and “sidelined” history, and directing readers towards contemporary Sudanese communities who are living history beyond false dichotomies.“
- The Challenge of going off psychiatric drugs / Ich habe noch nicht viel darüber nachgedacht, dass Menschen ja auch von ihren Medikamenten wieder weg wollen würden…
- Jo Walton liest eine Menge / Autorin Jo Walton ist eine Schatztruhe. Im März hat sie anscheinend 27 Bücher verschlungen und hier schreibt sie darüber. Ich mag ihre Art Bücher zu beschreiben.
- Exposing the Invisible – The Kit / „In the Kit you’ll find step-by-step guides and techniques such as recovering lost information from websites, using maps to uncover hidden details of places and events, or investigating a product’s supply chain to see the journey it takes from its source to your possession. Whether your motive is to verify a piece of information, collect evidence of events that happened in your neighborhood, or uncover possible wrongdoing, the Kit will show you ways to do so safely, ethically, and thoroughly.“
Outro
Das hier ist die 99. Ausgabe des WEEKLY PLANET. Nächste Woche gibt es keine, weil ich Dänemark die Beine hochlege. Ich werde aber ne Menge Bücher lesen und vielleicht am 28.4. nen Schreibmarathon machen und ne Menge Reviews raushauen. Oder universitär aufholen. Worauf ich wohl Lust haben werde?
Genießt Ostern so gut es geht. Genießt die Tatsache, dass hier alles vergleichsweise ziemlich okay ist und lasst euch nicht ärgern. Die können euch nichts. Ladet gerne mehr Leute in diese illustre Newsletter lesende Truppe ein.
Hier sind die Idles aus ihrem Song „Television“: If someone talked to you / The way you do to you / I’d put their teeth through / Love yourself
Bis bald!