Ein Blick in die Zukunft – A Study in Honor von Claire O’Dell

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A Study in Honor von Claire O’Dell schnappt sich das Konzept Holmes und Watson, katapultiert es 30 Jahre in die Zukunft und tauscht die üblicherweise weißen Protagonisten gegen zwei schwarze Frauen aus. Ich war also so was von am Start.

Den USA geht es nicht gut, nach den katastrophalen Folgen der Wahlen 2016 und dem darauf folgenden Versuch alles wieder gut zu machen, löste sich ein Teil der USA ab. Es gibt einen weiteren Bürgerkrieg. Janet Watson ist Veteranin dieses Krieges, sie hat als Ärztin an der Front gearbeitet und während eines Überraschungsangriffes einen Arm verloren. Da sie so nicht mehr als Ärztin arbeiten kann, kehrt sie in der Hoffnung auf eine brauchbare Prothese zurück nach Washington. Im Gepäck hat sie Trauma und PTSD, die Mischung die das Leben aller Veteran*innen erleichtert. In D.C. bekommt sie das übliche zu hören: „Wir haben gerade keinen besseren Arm für sie.“ „Die Liste ist lang.“ „Wir melden uns.“

Auf der Suche nach Arbeit und einer Wohnung trifft sie nicht nur auf alte Kameraden sondern auch auf Sara Holmes. Holmes ist verwirrend, sozial unzugänglich, viel zu direkt und Anfangs getrost gesagt ein Arsch. Ich schätze das muss so bei dieser Art von Geschichte. Die beiden finden jedoch trotzdem zueinander. Zumindest gut genug, um Morde an Veteran*innen aufzuklären, die irgendwie in Verbindung zu Watson stehen.

Die Idee von Holmes und Watson ist das Gerüst, auf das O’Dell ein faszinierendes und erschreckendes Amerika gestülpt hat. Ein Amerika, dass noch einmal die Kurve geschafft hat. Nur, dass sich der erzkonservative Teil gedacht hat, dass das beim letzten Mal doch auch schon so gut geklappt hat, mit der Sezession. O’Dell beschreibt sowohl Gesellschaft als auch Politik gekonnt und gut verständlich. Die politischen Umstände werden auf dem selben Tablett serviert, dass auch die Entschuldigungen für den fehlenden Arm trägt.

Das Mysterium ist umfassend, zügig im Vordergrund und dann undurchsichtig genug, um spannend zu sein. Rückblickend sind die Puzzleteile da und das macht die eigene Knobelei um so besser. Holmes und Watson ergänzen sich gut, Watson mit ihren Traumata und Holmes mit ihrer unzugänglichen, mysteriösen Art. Die Situationen in denen Watson von ihren Erinnerungen eingeholt wird sind beängstigend und unangenehm. Ihre Wutausbrüche nie übertrieben und immer realistisch.

Für Fans von holmsigen Abenteuern ist A Study in Honor sicherlich voller Kleinigkeiten und zusätzlichen Hinweisen. Für mich war es ein faszinierendes und spannendes Garn, sowohl wegen der guten Umsetzung der möglichen Zukunft, als auch wegen der tollen Charaktere. Ich will mehr.

Das Buch habe ich mir gekauft.

About the Author

Lele

Wurde von einer Horde wilder Otakus aufgezogen und hat sich danach der westlichen Comicwelt gewidmet. Leles Spinnensinn klingelt wann immer jemand fragt „Warum heißt er eigentlich BATman, wenn er doch eigentlich der Gute ist?“. Er bringt eine umfangreiche Erfahrung in der Comicindustrie mit und die teilt er gerne mit jedem, egal ob er nun davon hören will oder nicht. Immer gut gelaunt spezialisiert sich Lele neben den Comics vor Allem auf Musik. Falls es eine japanische Underground-Band gibt, in der 4 Schulmädchen auf Gummihühner die Werke Mozarts nachspielen, so hat Lele schon ein Interview geplant, ein T-Shirt der Band im Schrank und ein Tattoo der Frontsängerin auf seinem Knöchel. „Also ich habe ja die Bücher gelesen…“ – Lele Lucas

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