Letzte Woche habe ich Pause gemacht. Da war eine Betriebsfeier und dementsprechend vielleicht etwas Alkohol und das sind zu viele Informationen. Diesmal gibt es eine Review zu Price Guide to the Occult von Leslye Walton und eine große Anzahl von zukünftigen Lesezeichen. Kopfüber rein da!
DRAGONS EAT EVERYTHING UPDATE
Wir haben eine Menge ALL YOU CAN EAT Interviews abgeliefert. Anh hat nicht nur mit Gereon Klug über den „König der Möwen“, sondern auch mit Granda über ihr aktuelles und sehr schönes Sommertrennungsalbum gesprochen. Ich habe die Trucks über ihr kommendes Album „Nicht Nichts“ ausgefragt und mit Hello Emerson über Möwen gesprochen. Im NERD FEUILLETON #10 haben wir sehr umfassend über Cyberpunk gesprochen. Kommende Woche machen Anh und ich das Reeperbahn Festival unsicher. Interviews sind gebucht, Konzerte stehen auf der Liste, wir werden viel zu tun haben. Daher wird es kommenden Sonntag vielleicht auch keinen WEEKLY PLANET geben. Aber ich fahre auch von 20-22 Uhr nach Hause, da könnte sich was ergeben.
LESEZEICHEN 01
Aus den Boxen kommt übrigens eine Band namens Menace Beach. Das Interview mit diesen freundlichen Menschen habe ich noch irgendwo rumliegen. Wie auch immer, das neue Album ist ganz nice. Vielfältiger als das Letzte und trotzdem stimmungsvoll und etwas eigenes.
Let’s read some stuff shall we?
- The Gentlewoman ist ein Magazin und das hier sind die gesammelten Portraits von großartigen Frauen aus den letzten Jahren, die in dem Magazin vorgestellt wurden
- Women, non-binary, and trans creators on Twitter
- Herbst 2018 Podcast Preview
- A short history of the hardcore punk underground on the Philippines
- Auf dem Rücken von Social Media vom Tahrir-Platz zu Donald Trump
- War Without End – über den Krieg in Afghanistan
- Serena Williams and the game that can’t be won
- Ein Anarchy Primer via Teen Vogue
- Why everything you know about wolf packs is wrong
- Alpha males are caring, not bullies
- Bob Woodward’s self-parody
REVIEW: A PRICE GUIDE TO THE OCCULT VON LESLYE WALTON
The Price Guide to the Occult ist düstere Young Adult Fantasy von Leslye Walton. Hier wird gezaubert und verflucht. Auch wenn das Buch zum Ende heraus an Substanz verliert, war es bis dorthin ein angenehm unheimliches Erlebnis.
Nor Blackburn ist Nachfahrin einer großen und berühmten Hexe. Rona Blackburn wurde einst übel mitgespielt und aus Rache verfluchte sie nicht nur die, die Schuld an ihrem Übel trugen, sondern auch ihre eigene Familie. Die Töchter der Familie haben seitdem immer nur eine der vielen Fähigkeiten, die Rona ihr Eigen nannte. Die einen können schneller rennen als der Wind, andere sind unglaublich stark und Nors Großmutter kann heilen. Der andere Teil des Fluches bedeutet eine dreitägige Liebesaffäre, die jede Tochter mit einem Mann auf der Insel hat. Danach will der Mann nichts mehr von der jungen Frau wissen, die bald danach eine neue Blackburn gebären wird.
“At night they sealed their affair with whispered oaths and christened the bedsheets with sweat.”
Nor ist die Tochter einer solchen Vereinigung. Während sich andere Vorfahren mit dem Fluch arrangiert haben, ist das ihrer Mutter Fern nicht gelungen. Sie ist Nors Vater verfallen und schreckt nicht vor schwarzer Magie zurück, um ihn zurückzugewinnen. Ferns Fähigkeit bedeutet Kontrolle über andere Menschen, die alles für sie tun wollen, so lange wie sie sich in ihrem Umfeld befinden. Nor ist in einer Art Kult aufgewachsen, in der sich ihre Mutter als letztes um sie gekümmert hat und ihre Tochter für ihre magischen Zwecke missbrauchte. Dementsprechend ist Nor psychisch stark lädiert. Am Anfang der Geschichte hat sie eine intensive Phase der Selbstverletzung überstanden.
Nor hat das Los der Heldin einer Young Adult Geschichte gezogen. Sie hat eine beschissene Kindheit hinter sich und hat eine wundervolle beste Freundin. Sie hat eine dunkle Seite, mehr Kräfte als all ihre Vorfahren, ausgenommen Rona, zusammen und verliebt sich natürlich schon beim ersten Blick auf den neuen in der Schule. Die Geschichte erfüllt eine Menge an Klischees und tut das nicht immer graziös. Trotzdem schafft Walton es eine Grundstimmung zu erzeugen, die simmert und überzukochen droht.
Ihre Darstellung von Magie ist interessant und gut gelungen. Nors Großmutter, eine Heilerin, überträgt die Wunden anderer auf sich selbst und kann sie dann aus ihrem Körper entfernen. So kommt es, dass sie sich in einer Szene Gänsefedern aus der Hand zieht, die verpuffen, sobald sie sie verlassen haben. Nor kann die Gedanken von Pflanzen und Tieren hören und wie sich herausstellen wird, noch viel mehr als das.
Den Konflikt bringt der „Price Guide to the Occult“, eine Art Katalog den Fern herausbringt und der ihr zu großem Ruhm verhilft. Dass tatsächliche Opfer von Nöten sind, um die darin beschriebenen Zaubersprüche zu wirken, das interessiert weder das gemeine Volk, noch Präsidenten verschiedener Länder, die bald in den Bann der bösen Hexe fallen. Ferns Ziel scheint die Insel zu sein, auf der alles seinen Anfang genommen hat. Nor lebt noch immer hier und spürt das Unheil näherkommen.
Genau hier liegen die Stärken des Buches, in der Stimmung, der Gegend, dem brodelnden Unwetter. Die Beschreibungen sind lebendig, die Spannung spürbar. Das trägt durch eine Geschichte, die im Nachhinein einen faden Geschmack hinterlässt. Wo kommen Nors Kräfte her? Was zur Hölle ist das für ein Ende in einem vermeidlich alleinstehenden Buch? Wie kommt es, dass sich Jugendliche in Büchern immer verlieben, ohne miteinander zu interagieren? Bin nur ich das oder brauchen Freundschaft oder Liebe nicht etwas mehr als einen Blick und einen Kaffee?
The Price Guide to the Occult funktioniert mehr auf Grund der Stimmung des Buches, als wegen der außergewöhnlichen Geschichte. Die einen Details sind toll (queere Großeltern), die anderen weniger. Eine Fortsetzung scheint unausweichlich und es würde mich schon interessieren, in welche Richtung diese gehen würde. Hoffentlich kann sie sich von den Lasten des Genres lösen.
Ich habe ein Leseexemplar gelesen. Das Buch ist bereits erschienen und im Buchladen der Wahl zu erwerben/bestellen. Meines Wissens nach gibt es das Buch bisher nur auf Englisch.
LESEZEICHEN 02 – TEACHING EDITION
Joyce Manor haben auch ein neues Album. Es heißt Million Dollars to Kill Me und es ist alles was Mensch von der Band erwarten kann: Punk, Pop, gute Texte und mehr als ein Ohrwurm.
- What Teachers are doing to pay their bills – alter Verwalter, wie gut es manchen Lehrer*innen hierzulande im Vergleich geht ist abgefahren… / die ganze Serie von Artikeln, die da mit dranhängen ist faszinierend und gruselig
- It’s like Amazon, but for Preschool / Bezos sollte seine Finger aus der Bildung lassen…
- A Talk to Teachers von James Baldwin
- A Measure of this Teacher via Jose Vilson
LESEZEICHEN 03 – Das beste vom Rest
Ich freue mich sehr auf The Phoenix Empress, den zweiten Teil zu K Arsenault Riveras The Tiger’s Daughter. Einen Ausschnitt kann Mensch hier lesen. Außerdem bin ich gespannt auf die John Scalzi’s Consuming Fire, hier gibt es das erste Kapitel bereits vorab.
- Science Fictions New Reality – Interviews mit Nnedi Okorafor, N.K. Jemisin und Noell Stevenson
- My Guns N‘ Roses Death Wish – sehr schöner Essay über eine junge Frau, die auf eine Guns N‘ Roses Konzert geht. Es geht um Gewalt, Repräsentation, Rassismus und darum jung zu sein.
- Comicsgate is the latest front in the ongoing culture wars – sehr guter Comicsgate Primer
- A Field Guide to NYC’s Working Stiffs – Fotos von arbeitenden Menschen in NYC
- Invisible, until … On harassment and power in literary culture
- Trash & Treasure: Accepting imperfection in media while still valuing criticism – Autorin Foz Meadows über Kritik, sehr gut
- Eine Sammlung von unglaublich vielen alten Magazinen, eignet sich sehr gut um Zeit zu verbringen / ich empfehle das FRUiTS Magazine!
- After – wunderschön geschrieben, nicht einfach und mit Vorsicht zu genießen
- Don’t include us – Einschränken oder Abschaffen, vielleicht ist es gut, dass Gesichtserkennungssoftware manches nicht kann? Wenn Mensch bedenkt wofür sie benutzt wird, dann ist es sicherlich okay, dass Menschen nicht einfach so kategorisiert werden können…
OUTRO
Joyce Manor ist gerade vorbei. Zum Glück hat Waxahatchee auch was neues. Great Thunder ist eine etwas ruhigere EP, die sich trotzdem kräftig aufbaut. Passend zu Great Thunder ist soeben der Strom ausgegangen. Irgendwo habe ich noch eine Kerze. Der Gedanke an die Kerze hat den Strom wieder angemacht. So kanns gehen. Bis zum nächsten Mal!